Die walisische Künstlerin Bethan Huws hat in einem Waldstück in der Nähe der Lindenallee drei Kleiderständer aufgestellt. In Wien sind die Thonetständer aus den Kaffeehäusern nicht wegzudenken. Die Künstlerin, die eine Textarbeiterin mit walisisch-englisch-französischem Hindergrund ist, referiert im Titel "Perroquets" allerdings auf französische Bistros und damit auf ihren heimlichen Helden und künstlerisches Vorbild Marcel Duchamp, dem Mitbegründer der Konzeptkunst und Wegbegleiter des Dadaismus und Surrealismus.
Surrealistisch muten die Porte-manteaux durchaus an, die Bethan Huws unter die Sträucher mischt. Mit ihren ausladenden, geschwungenen Gewandhaken erinnern sie an Baumkronen. Die Vorbilder aus dem Kunstgewerbe- und Designbereich ließ Huws in Bronze gießen und wie die Modelle mit einer Patina aus verschiedenen Holztönen überziehen. Bethan Huws bezieht sich auf Marcel Duchamps Readymades, die 1913 die Kunstwelt revolutionierten: vom Künstler ohne jedes ästhetische Vorurteil ausgesuchte Alltagsobjekte, wie etwa der berühmte Flaschentrockner, ein massenhaft industriell erzeugter Gebrauchsgegenstand, ein wertloses Objekt, das erst durch die künstlerische Geste Bedeutung erhält.
Huws stellt mit den Grafenegger Kleiderständern grundsätzliche Fragen über Inhalt und Bedeutung von Kunst. Mit ihrem individualistischen Freestyle bringt sie subtilen Witz in den heroischen Landschaftsgarten und inszeniert das Blickregime der Spaziergänger und Touristen mit Metaphern der Gesellígkeit und der sozialen Funktionen mit Instanzen des Sichtbaren, die den passiv gewordenen Blick des Betrachters subversiv unterbrechen.
(Brigitte Huck)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 10 (2011)