Das neue Glasfoyer des Langenloiser Rathauses schließt an den Sandstein der Renaissancefassade an. Das Projekt von Inès Lombardis greift das Thema von Geschichte und Gegenwart auf, es bildet ein Scharnier zwischen historischer Substanz und dem Neubau. Lombardi verzichtet auf objekthafte Kraftakte und vertraut auf den intelligenten Kommentar einer konzeptuell denkenden Künstlerin. In ihrer Arbeit geht es um Wahrnehmung und um das Wissen, dass minimale, kaum merkbare Akzente der Träger fürs Visuelle, und das Selbstverständliche nicht selten das Nachhaltigste ist.
Eine mit Granit gepflasterte Hoffläche, an deren südlicher Mauer Weinstöcke, Thymian, Salbei und Mauerpfeffer wachsen, erinnert an die Farben des Langenloiser Wappens und das Emblem des Weinstocks. Im Inneren des Foyers ändert sich der Bodenbelag. Hier setzt Lombardi sandfarbenen Naturstein ein. Kolorit und Material korrespondieren mit der ehemaligen Rathausfassade, die nun zur Rückwand eines Innenraums geworden ist. Der matte Sandton stellt den Bezug zur Bautradition der Stadt her und bildet die Folie für den transparenten Baukörper. An der Stiegenhauswand schließlich interpretiert Lombardi die Wasserläufe der Umgebung als topografisches Sgraffito. Die Konzeption des Projekts berücksichtigt räumliche Voraussetzungen und das historische Umfeld. Die Präzision des Gedankens findet in der diskreten Ästhetik ihre unmittelbare Entsprechung.
(Quelle: B. Huck, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 5, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418a, 2000)