Melk - Benediktiner-Stift, Kolomani-Monstranz
(1752)


Joseph Moser (*1715, †1801)

Schatzkammer

Zu den wertvollsten Reliquien des Stiftes zählt der Unterkieferknochen des hl. Koloman. Der Legende nach zog im Jahre 1012 auf dem Weg ins Heilige Land ein irischer Königssohn durch Niederösterreich. In Stockerau bei Wien wurde er aufgegriffen. Aufgrund seines fremdartigen Aussehens und der fremden Sprache als böhmischer oder ungarischer Spion verdächtigt, wurde er gefoltert und schließlich auf einem Holunderbaum erhängt. Der Leichnam verweste nicht, und der ehemals verdorrte Holunder trieb neu aus. Markgraf Heinrich I. ließ den bald als Heiligen verehrten Fremden nach Melk überführen und feierlich beisetzen. Rudolf IV. veranlasste, dass ihm ein freistehendes Tumbengrab mit dem Aufbau in Form eines Arkadenbaldachins errichtet wurde, das anlässlich des barocken Neubaus abgetragen wurde.
Das Reliquar, eine Schöpfung des Wiener Goldschmieds Joseph Moser (1715-1801), ist in der Gestalt eines Holunderstrauches ausgebildet; der Fuß bildet gleichsam das Wiesenstück, auf dem der Strauch steht. Am Fuß des Stammes liegen die Attribute des Märtyrers: Krone, Königsmantel, Zepter und Füllhorn mit Münzen als Symbole für seine königliche Herkunft - Mantel, Pilgerhut und -stab als Symbole für seine Pilgerschaft. Die beiden knorrigen, ineinander geschlungenen Stämme, die den Schaft bilden, verzweigen sich in einem Astgeflecht, das in sich das Reliquienbehältnis birgt.