Lilienfeld - Zisterzienser-Stift, Kreuzgang mit Brunnenhaus
(1230)


Die über Spitzbogen leicht kuppelig kreuzrippengewölbten Kreuzgangflügel umfassen in west-östlicher Richtung neun, in nord-südlicher Richtung acht quadratische bis rechteckige Joche. Zum Kreuzganghof sind die Joche durch Strebepfeiler voneinander getrennt. Die Gewölbe der Gangflügel ruhen fensterseitig auf gebündelten Diensten, wandseitig auf Konsolen. In den südlichsten Jochen des Ost- und des Westflügels waren Pforten in den Kreuzganghof eingeplant, von denen heute nur mehr jene im Westgang begehbar sind. Die Fensterwände der Lilienfelder Kreuzganganlage sind nicht unverändert erhalten. Der Stiftsbrand von 1810 scheint Teile des Kreuzganges erheblich geschädigt zu haben. Das völlig vernichtete Brunnenhaus wurde 1886/1887 durch einen historisierenden Neubau des Architekten Dominik d' Avanzo ersetzt.

Die feierliche Weihe der Kirche und des Klosters am 30. November 1230 durch den Erzbischof von Salzburg im Beisein der Bischöfe von Chiemsee und Passau und des Herzogs Friedrich II. sowie seiner Mutter Theodora, der Witwe des Klostergründers, galt auch dem Kreuzgang. Nachträglich wurde der Lilienfelder Abt vom Generalkapitel des Ordens gerügt, da der Besuch der Herzogin eine Verletzung der Klausurregel gewesen wäre, was verdeutlicht, dass sich die Ehrengäste bei der Weihe nicht nur in der Kirche, sondern auch im Klosterhof und im Kreuzgang aufgehalten hatten.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich I: Früh- und Hochmittelalter, hg. v. H. Fillitz, 1998, S. 303f.)