Als Einzelfigur kommt Dismas im 17. Und 18. Jahrhundert vor allem im süddeutschen Raum vor und wurde besonders als Patron für Fuhrleute für einen guten Tod oder als Patron für zum Tode Verurteilte verehrt. Während ihm die Ostkirche, wo er schon früh verehrt wurde, einen Heiligenschein zugestand, fehlt dieser in der Westkirche zumeist. Eine Reihe von apokryphen Legenden ranken sich um die Gestalt dieses Schächers, der unter den ersten Erlösten der "Vorhölle" oft neben Adam und Eva sowie Johannes dem Täufer aufscheint. So berichten die apokryphen Legenden, dass er als Räuber der hl. Familie bei der Flucht nach Ägypten dadurch behilflich war, indem er ihr den Weg zeigte und sie auch in sein Räuberhaus aufnahm. Sein Kreuz soll gemeinsam mit dem Kreuz Christi gefunden worden sein und wurde bald verehrt.
Bei dem für die private Andacht konzipierten Ölbild konzentrierte sich Maulbertsch nicht nur auf die Darstellung des gekreuzigten Dismas, dem gemäß der heiligen Schrift die Beine gebrochen werden. Der Künstler wählte unmittelbar den Moment des Zuschlagens: Der kräftig modellierte Akt des Soldaten wird in Rückenansicht gezeigt, die ausholende Bewegung lässt den rasenden Schmerz vorweg erahnen.
Im Hintergrund ist ein weiteres Kreuz zu sehen, von dem allerdings bereits der Leichnam abgenommen wurde.
(Quelle: Die Suche nach dem verlorenen Paradies, Katalog NÖ Landesausstellung 2000, hg. v. E. Vavra, S. 336)