Nach der Rückkehr aus München, wo er vier Jahre lang die Akademie besucht hatte, beschickte Josef Engelhart im Jahr 1887 erstmals eine Künstlerhaus-Ausstellung. Die Darstellungen von Wiener Straßentypen, mit denen er auftrat, machten ihn schlagartig bekannt. Trotz des unerwartet großen Erfolgs hielt es Engelhart nicht lange in Wien. Ein längerer Studienaufenthalt in Frankreich folgte.
In Auseinandersetzung mit der französischen Pleinairmalerei entstand 1895 das vorliegende Bild, das eine Viehtränke am Rande eines weiten Gewässers zeigt. Im Vordergrund, im Seichtwasserbereich stehend, sind vier Kühe dargestellt. Am Horizont ist der gegenüberliegende, teilweise bewaldete Uferstreifen zu sehen. Im Vergleich mit Arbeiten der zwei bedeutendsten Tiermaler des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Österreich, Gustav Ranzoni und Rudolf Carl Huber, zeigt sich bei Engelhart ein weitestgehender Verzicht auf Detailschilderung zugunsten der Wirkung von Licht und Farbe. Die Kühe am Wasser sollten eines der wenigen Landschaftsbilder beziehungsweise Tierstücke Engelharts bleiben. Das Publikum verlangte nach den leichten, fröhlichen, buntfarbigen, bewusst unernsten, "seichten" Szenen aus dem Wiener Volksleben, die es schon von ihm kannte. Engelhart reagierte auf dieses Verlangen mit Porträts, Interieurs und Straßenszenen, die vielfach den Eindruck seiner Pariser Zeit widerspiegelten.
Im Herbst 1896, wurde ein Komitee gebildet, dessen Ziel der Entwurf von Statuten und Geschäftsordnung einer neuen Künstlervereinigung war. Diesem Komitee gehörte neben Rudolf Bacher, Wilhelm Bernatzik, Gustav Klimt, Kolo Moser, Carl Moll, Anton Nowak und Alfred Roller federführend auch Josef Engelhart an. Im April 1897 fand die konstituierende Sitzung statt - die neue Vereinigung, die unter dem Namen Wiener Secession bekannt werden sollte, war gegründet.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 148)