Etants donnés: der Retzer Kirchenpark mit Pfarrkirche St. Stephan, Karner und St.-Michaels-Kapelle, historischen Architekturfragmenten und Grabsteinen, Kriegerdenkmal und Bushaltestelle.
Vorhaben: ein künstlerisches Projekt, das die verschiedenen Elemente in ein Gesamtkonzept einbindet und die diversen Nutzungen berücksichtigt.
Ergebnis: eine Niederlage.
Es war einmal ein hinreißendes Projekt. Vorgelegt hatte es einer jener Felsen im Lande, auf die man Kirchen bauen sollte: der Konzeptkünstler Josef Dabernig, ein Meister der Ordnungssysteme, ein Systematiker, der Architektur, Raum- und Stadtplanung im Programm hat, ein Mann der Raster, der Volumen, der Progressionen. Seine formalen Operationen setzt er in Bezug zu den Handlungsfeldern und Verhaltensweisen der sozialen Realität, und so gelingen ihm Arbeiten, die Anforderungen und Parameter des öffentlichen Raums mit dem eigenen künstlerischen Konzept perfekt verbinden.
Für Retz hat Dabernig eine Abwicklung verschiedener Elemente vorgeschlagen: als zentrale Maßnahme eine sich in Treppen zum Karner absenkende Arena, einen in Betonguss ausgeführten Gehweg mit Standbeleuchtung sowie ein überdachtes Lapidarium. Dabernig folgte den strengen Maßstäben der Minimal Art, der sorgfältigen Platzierung skulpturaler Elemente im Raum, er berücksichtigte den Fluss der Bewegung von einem Ort zum nächsten und formulierte ein Konzept, das das Terrain rhythmisiert und zugleich als skulpturales Ensemble zusammenfasst.
Die Stadtgemeinde Retz hat das Projekt - nach anfänglicher Zustimmung - abgelehnt.
(Brigitte Huck)
Nicht realisiert!
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 9 (2009)