Ladendorf - Installation
(1988 bis 2009)


Guillaume Bijl (*1946)

In angemessener Entfernung zum Meditationsweg befindet sich eine Arbeit des belgischen Künstlers Guillaume Bijl, der mit seinen verblüffenden Transformationsszenarios Aufsehen erregt. Seine in den 1990er-Jahren entwickelten pseudohistorischen Räume setzen sich auf ironische Weise mit dem Kulturtourismus auseinander. Wenn Bijl etwa in einem Museum das Sterbezimmer eines Komponisten, einen Supermarkt oder ein Antiquitätengeschäft im Maßstab 1:1 nachstellt, soll der Betrachter durch die befremdliche Situation der Verdoppelung von Realität an einem ungewöhnlichen Ort in die Lage versetzt werden, eine archäologische Sicht auf die Gegenwart einzunehmen. Die vorweggenommene Vergangenheit der Gegenwart verfremdet sie zum Stillleben und lässt sie wie eine andere, surreale Wirklichkeit erscheinen. In Anlehnung an die surrealistische Terminologie nennt er daher seine Ensembles "Compositions trouvées. Ein "Objet trouvé der besonderen Art ist nun die Holzhütte, die im Windgürtel am Feldrand zu sehen und durch ein Fernrohr näher zu betrachten ist. Diese Skulptur hat Bijl 1988 für die Ausstellung "Das gläserne U-Boot" in der Tabaktrafik Stein konzipiert. In Ladendorf findet das Werk nach langer Zeit seinen idealen Aufstellungsort. Bijls künstlerisches Verfahren verbindet das Readymade (fertiges Gartenhaus aus dem Baumarkt) mit dem Tableau vivant (Leute werden vor der Tür in der Sonne sitzen), klassische Skulptur mit den Methoden der Partizipation und Performance. Dass der Betrachter mit dem Fernrohr nicht nur die scheinbar belanglose Hütte, sondern auch die im militärischen Einsatz stehenden Radarstationen am Buschberg beobachten kann, ist ein zusätzlicher subtiler Witz dieses ironischen und geistreichen Künstlers.

(Brigitte Huck)

Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 10 (2011)