Mit penibler Recherche und staubtrockenem Witz rückt der junge Schweizer Künstler die utopischen Versprechungen der urbanen Gegenwart in unvorhersehbare Winkel. Für die Kunstmeile der Stadt Krems mit ihren zahlreichen Kunstinstitutionen wurde eine Art roter Faden gesucht, ein Label, das aufzeigt, und sagt: Da ist Kunst drin. Es war klar, dass wohl keiner an den diesbezüglichen Meister, Bananensprayer Thomas Baumgärtel herankommt. Yves Mettler war nah dran. Vor jedem Gebäude der Kunstmeile sollte ein Haushaltsgegenstand aufgestellt werden - Tische, Stühle, eine Filterkaffeemaschine, ein Plattenspieler, eine Lampe. Alles ein wenig versifft, beschädigt und damit unbrauchbar, deshalb wird das Zeug vor die Tür gestellt, zum Sperrmüll. Für das Projekt wollte Mettler zum realistisch bemalten Bronzekunstguss greifen, einer Technik, die als "Wiener Bronze" um 1900 Furore machte. Allerdings würden die "Kremser Bronzen" in Größe der Originale hergestellt werden, um mahnend die ewigen Fragen nach Besitz und Pflege des öffentlichen Raums zu stellen. Mettler möchte Interesse für die existierenden Bedingungen vor Ort wecken, für Problemlagen und Streitfragen. Er macht Denkprozesse sichtbar und gibt ihnen eine konkrete, eigene Sprache. Die verschiedenen Elemente seiner Arbeit, die von ortsspezifischer Intervention über Performances, Texte und Vorträge bis hin zu Kollaborationen mit Künstlern in aller Welt reicht, arrangiert er zum poetischen Ensemble, auf dessen unterschiedlichen Ebenen das Verhältnis zwischen kultureller Identität, historischem Erbe und materiellen Ressourcen diskutiert wird. Schade nur, dass Mettlers souveränes Siegerprojekt den Bananensprayer nie herausfordern wird.
(Brigitte Huck)
Nicht realisiert!
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 10 (2011)