Gerhaus - Lichtobjekt bei der Haydn-Halle
(1997 bis 1999)


Werner Reiterer (*1964)

Werner Reiterer:
"Die Domestizierung des Lichtes stellt einen der entscheidenden Entwicklungsschritte in der Menschheitsgeschichte dar. Mit der Möglichkeit, den realen Tag in die Nacht hinein zu verlängern, taten sich enorme ökonomische, kulturelle wie auch soziale Potentiale für das Individuum Mensch auf, welche hier aufzuzählen den Rahmen sprengen würden.
Für meine Intervention ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, dass Licht geschichtlich gesehen auch immer ein Gut der Mächtigen war. Lichtspender und dergleichen mit besonderem Augenmerk gestaltet, spiegelten sie doch auch immer die Macht des Schlossherren wieder. Spätestens mit der Industrialisierung wurde Licht zu einem allgemein erhältlichen Gut. Diese Entwicklung ermöglichte jedem auch die vermehrte Ausübung von kulturellen Aktivitäten.
Durch das Herauslösen des Lusters aus seinem geschichtlich-architektonischen Kontext und die Neupositionierung auf dem Vorplatz der Kulturhalle Gerhaus schlägt dieser deplazierte Beleuchtungskörper eine gedankliche Brücke zwischen historischen Gegebenheiten der Kulturausübung durch eine privilegierte Oberschicht und den gegenwärtigen, für alle Bürger eingeräumten Möglichkeiten. Als Beleuchtungskörper unter Beleuchtungskörpern im öffentlichen Raum fällt er mit seiner überbordenden Gestaltung aus einem nach funktionalistischen Kriterien möblierten Stadtbild und markiert durch das Licht, welches nur eingeschaltet werden sollte, wenn im Haus eine Veranstaltung stattfindet, zusätzlich die Aktivitäten."
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 5, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418a, 2000)