Klosterneuburg - Augustiner Chorherren-Stift, Markgrafen-Ornat
(~1250)


Stiftsmuseum

Der nur mehr in einzelnen Teilen erhaltene Markgrafen-Ornat im Stift Klosterneuburg, in dem der Landesfürst empfangen wurde, bestand ursprünglich aus Kasel, Pluviale und zwei Dalmatiken. Seit dem 14. Jahrhundert muss es einen Ornat aus diesem Brokatstoff gegeben haben, der nach mittelalterlicher Tradition mit Markgraf Leopold III. und seiner Gemahlin Agnes verbunden wurde. So sollen der Legende nach die Muster A und B vom Gewand Leopolds III., Muster C vom Hochzeitskleid der Agnes stammen. 
Der Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Brokat - blauer Seidenrips mit Goldbrochierung - dürfte sizilianischen Ursprungs sein und wird erstmals 1371 beschrieben. Die Muster wurden mit Häutchengoldfäden in das Seidengewebe eingewebt.
Muster A: Papageien, kleine Hähne, Bäume mit kleinen Vögeln und Hasen in bandartiger Reihung (Länge 46 cm, Breite 39 cm).
Muster B: Schreitende Vögel, Bäume und heraldische Lilien in bandartiger Reihung (Länge 47 cm, Breite 39 cm).
Muster C: Fische und Sterne in rautenförmiger Musterung (Länge 32,5 cm, Breite 38 cm).
Beim Kanonisationsprozess Leopolds III. 1468 wurden diese Gewänder vorgewiesen und genau beschrieben. Mitte des 17. Jahrhunderts musste der Ornat umgearbeitet werden, seit dem 18. Jahrhundert wurde er nur noch am Leopoldifest ausgestellt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er wegen seiner Brüchigkeit zerlegt und die Stoffteile in Glas und Rahmen gefasst.
Der Stoff spielte eine bedeutende Rolle bei der Entstehung des niederösterreichischen Landeswappens. Er diente höchstwahrscheinlich als Vorbild für das im 14. Jahrhundert entwickelte Fünf-Adler-Wappen. Auf den um 1330 entstandenen Glasfenstern des Klosterneuburger Kreuzgangs wird die Markgrafenfamilie erstmals mit einem Fabeltierwappen dieser Art (blauer Schild mit goldenen Adlern) dargestellt. Zwei Jahrzehnte später führte Herzog Rudolf IV. das Fünf-Adler-Wappen bereits als Siegel. Gemeinsam mit dem rot-weiß-roten Bindenschild wurde das Fünf-Adler-Wappen zum Symbol der österreichischen Länder und bezeichnete "Alt-Österreich", der Bindenschild hingegen "Neu-Österreich". Seit der Gründung des österreichischen Kaisertums 1804 ist es das alleinige Wappen Niederösterreichs. Die Landesfarben wurden bis zur Festlegung auf "Blau-Gelb" im Jahr 1954 zeitweise auch umgedreht "Gelb-Blau" geführt (1903-1934, ab 1945).