Das "Be-sitz-objekt" steht auf einer Wiese am Rand eines Weges. Es zeigt die Form einer Sitzbank, reduziert auf einen Quader aus Beton. In ihn eingelassen sind drei mit einer Kamera verbundene Monitore. Diese zeichnet das "Be-sitz-objekt" in seiner unmittelbaren Umgebung auf. Sehen kann man einen Teil der Wirklichkeit in Echtzeit. Zwangsläufig sieht man auch sich selbst. Man sitzt, öffentlich, auf einer öffentlichen Bank und ist dabei auch privat, zurückgezogen und für sich. Ich kann mich selbst beobachten, und fragen, wie ich denn so bin. Dabei wird die Zeit gedehnt und anders bemessen: man braucht Zeit. Für den Philosophen Adorno ist es notwendig, dass moderne Kunst für das Publikum unzugänglich ist, weil sie die Wahrheit nur insofern sagen könne, indem sie sie verweigert. Es sei aber eine mitteilsame Form des Schweigens, eine Logik der Form und des Materials. Die Wahrheit liegt verschlüsselt im Werk verborgen. Schafzahls "Be-sitz-objekt" will ein Ort der Muße sein, ein Ort des Zeitgewinns - der zweifellos auch Zeit für sich in Anspruch nimmt. Dies allein kommt einem Rätsel gleich: denn es fragt sich, wie Zeit eigentlich "mehr werden" oder generell eine andere Qualität bekommen kann.
(Eugen-Maria Schulak)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 6 (2002)