Hermann Walenta:
"Die Eichenholzskulptur 'Modul' ist eine Formabwandlung - Modulation - von drei ineinander verankerten Formelementen, die sich rhythmisch aufgliedern. Die vorne ausgreifenden und in abwandelnder Drehung sich wiederholenden Grundelemente sind der archaisch-vegetativen Formenwelt entlehnt und haben sich aus jahrelanger Auseinandersetzung mit organischem Wachstum - aus zum Teil schon vorangegangenen Skulpturen - entwickelt.
Der hier vorliegende, sich rekelnde Organismus, aus teils zangenförmig ausgreifenden und in Eiformgelenken verbundenen Formvariationen kann als Symbol unbewussten Lebens verstanden werden. Doch bleibt es der Intuition des Betrachters überlassen, den eigentlichen Sinn der Sache wahrzunehmen (oder zu übersehen), welcher eben nur durch die Sinne - in diesem Falle den Gesichtssinn, aber auch den Tastsinn - vermittelt werden kann; wofür weder Sprache noch Erklärungsversuche ausreichen, weil letztere konsens- und begriffsgebunden die Unmittelbarkeit der Anschauung nicht ersetzen können.
Denn das Wesen der Kunst ist es ja zu zeigen, was man nicht zu sagen, zu analysieren und begrifflich aufzugliedern imstande ist. Schon die Formwerdung ist eine synthetisch-intuitive und keine analytisch-intellektuelle: Man tastet sich vor. Der Intellekt besorgt nur die praktische Umsetzung, das technische Know-how. Die Vorstellung, der Ausgangspunkt, ist unmittelbar, ist bildlich. Nach ihr bildet die Kunst, auch jenseits des Intellekts und des jeweiligen Vernunftspotentials des ausübenden Künstlers. Auch er weiß nur sporadisch, was er tatsächlich mitteilt, denn auch sein Intellekt ist - wie aller Intellekt - nach außen gerichtet. Die Vorgänge im Inneren, woraus alles wächst, bleiben im Dunkeln. Rückwirkend kann er Schlüsse ziehen ... aber das kann jeder ..."
(Quelle: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 2, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 331, 1993)