Die Nadelburg bei Lichtenwörth ist ein industriegeschichtliches Bauensemble von europäischem Rang. 1747 kaufte der Piestinger Hammerwerksbesitzer Johann Christian Zug die Winkelmühle in Lichtenwörth und errichtete dort eine Nadelfabrik. Maria Theresia förderte das Vorhaben, da sie hoffte, diese Industrie in Österreich heimisch machen zu können. Die dort erzeugten Produkte mussten bis dahin aus Nürnberg oder Aachen eingeführt werden. 1751 verkaufte der Fabrikant die Nadelfabrik an das Münz- und Bergwesen-Direktions-Hofkollegium, das vom Bischof von Wiener Neustadt noch den Hofgarten zu Lichtenwörth erwarb. Mit diesem Ankauf war die Ausgestaltung der Fabrik zu einem Musterbetrieb möglich.
Für die zum Teil aus Deutschland angeworbenen Arbeiter wurde eine Mustersiedlung aus knapp 30 kleinen gemauerten, schindelgedeckten Häusern innerhalb einer Umfassungsmauer im Stil der lokalen Bauernhäuser (Paarhof) errichtet. Jedes Haus war für zwei Familien mit je zwei Zimmern, gemeinsamer Küche und Garten gedacht. Etwa die Hälfte der Häuser und die von Hofbaumeister Nikolaus Pacassi erbaute zweitürmige Barockkirche hl. Theresa mit ihrer auffallenden Kuppel stehen heute noch. Die Kirche steht in der Hauptachse der Siedlung und wurde 1756 geweiht. Es handelt sich um einen außen rechteckigen und innen querovalen Raum mit einem reichen Altartabernakel in Weiß und Gold. Das Hochaltarbild zeigt die Kreuzigung Christi. Kaiserin Maria Theresia steht als Nonne gekleidet neben dem Kreuz während der junge Joseph II. in Uniform daneben kniet.