In der Biegearbeit aus Kupferrohr, die aus einer Serie mit anderen Skulpturen zum gleichen Thema stammt, verfolgt Michael Kienzer die Entstehung eines Volumens aus einer Linie. Der daraus resultierende Körper stellt jedoch keine stehende Figur dar, sondern verweigert, einen figurativen Charakter anzunehmen. (...) Die Kupferrohre, die so weich sind, dass sie mit der Hand gebogen werden, könnten endlos weiter gewickelt werden. Gerade die Beliebigkeit, wann man aufhört und willkürlich feststellt, dass die Arbeit vollendet ist, macht das Lebendige der Skulptur aus. Nicht die Schaffung spektakulärer Formen, sondern das Modellieren mit seiner hohen manuellen Qualität steht im Zentrum. (...) Durch die künstlerische Oxydation des Metalls wird dem natürlichen Prozess vorgegriffen, um die Gesamtform hervorzuheben und die einzelnen Rohre in den Hintergrund treten zu lassen. Der Eindruck entsteht, man habe eine Skulptur aus einem Guss vor sich. Die Oberfläche überwindet die Konstruktion.
(Theresia Hauenfels)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 6 (2002)