Krems an der Donau - Öffentliche Bibliothek auf dem jüdischen Friedhof
(2004)


Clegg & Guttmann

Michael Clegg und Martin Guttmann beschäftigen sich mit der Darstellung von kollektiven Gefügen und gesellschaftlichen Beziehungen. Seit 1991 haben sie in mehreren Städten ihr Projekt der "Offenen Bibliothek" verwirklicht, für das sie in frei zugänglichen Regalen Bücher zum Tausch anboten. Die Arbeit für den jüdischen Friedhof in Krems ist in diesen Kontext einzuordnen. Ursprünglich sollte das Projekt an der Außenwand der Kremser Piaristenkirche an einer Stelle verwirklicht werden, wo der Grabstein eines Rabbi Isaac aus dem 14. Jahrhundert entdeckt worden war. Da die Ordensbrüder Einspruch erhoben, befindet sich "The Jewish Metaphysics of Death" nun auf jenem Friedhof, für den Hans Kupelwieser bereits ein großartiges Mahnmal geschaffen hat. In drei sorgfältig platzierten Schränken sind Bücher über den Tod im jüdischen Gesetz, im Ritual und in der Philosophie gesammelt. Besucher können eine beschränkte Anzahl an Büchern ausleihen oder Materialien hinzufügen. Clegg & Guttmann betrachten ihre Arbeit als "Revival Project", als einen Versuch der behutsamen Rückführung von Leben an einen ziemlich verlassenen Ort. Gleichzeitig machen sie die Unmöglichkeit eines solch optimistischen Unterfangens angesichts der Ausrottung der gesamten jüdischen Bevölkerung von Krems deutlich.

Clegg & Guttmann sind Porträtisten. Ihre "Community Portraits" und "Social Sculptures" verstehen sie als Konstruktionen aus Recherchen und Ideen.

(Brigitte Huck)

Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 8 (2006)