Durch zwei Lotteriegewinne vermögend geworden, erwarb Franz Anton Marxer, Weihbischof und Generalvikar von Wien, 1754 mit Schloss Gutenbrunn auch eine Wallfahrtskapelle. Um der mit einem Gnadenbild verbundenen Marienverehrung einen angemessenen architektonischen Rahmen zu verleihen, ließ er durch den Hildebrandt-Schüler Johann Ohmeyer nach dem "Vorarlberger Münsterschema" eine Kirche errichten (Weihe 1758). In Erinnerung an seine Geburt in Heilig-Kreuz bei Tisis (nahe Feldkirch) nannte er den Ort Heiligenkreuz.
Maulbertsch hatte die Deckengemälde wohl bis Sommer 1757 vollendet. Den einschiffigen, mit Rokokodekoration versehenen Raum überspannen vier Platzlgewölbe und eine große Flachkuppel in der Mitte. Das Chorfresko, eine "Himmelfahrt Mariens", nimmt auf das Gnadenbild Bezug, das vorgelagerte mit dem Schweisstuch der Veronika aber bereits auf die mit dem Ortsnamen verbundene Thematik der Passion Christi und ihrer Werkzeuge. Im Mittelpunkt der vorzüglich erhaltenen Kuppel leuchtet das Zeichen IHS als Sonne über dem Kreuz Christi und der ihrerseits strahlenden Dornenkrone. Weibliche Halbfiguren unterschiedlichen Alters mit Salbgefäß, Nägeln sowie einem Korb mit Tuch und Zange präsentieren Passionsreliquien. In der Querachse links erkennt man das von einer virtuosen Aktfigur und einem Engel gleichfalls aufgerichtete T- förmige Kreuz des guten Schlächters, die Grabeshöhle und schließlich das blendende Leichentuch Christi, ehrfurchtvoll betrachtet durch Joseph von Arimatäa und - einer Schleppe gleich - getragen von einem blonden Jüngling sowie einem Mohrenknaben. Maulbertsch stellte auf dem sichelförmigen Bodenstreifen der Kuppel nicht die Historie der Kreuzesauffindung durch die Konstantinsmutter Helena dar, sondern eine überzeitliche imaginäre Szenerie um das Kreuz als Zeichen des Heils.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich IV: Barock, hg. v. H. Lorenz, 1999, S. 370)