Melk - Benediktiner-Stift, Porträt von Abt Berthold Dietmayr
(1707)


Stiftsmuseum

Berthold Dietmayr zählt zu den bedeutendsten Äbten des Stifts Melk (1700-1739). In Scheibbs als Sohn des Gaminger Hofrichters geboren, trat er 1687 als Novize in das Kloster ein: 1696 wurde er nach einem Studium bei den Jesuiten in Wien zum Priester geweiht und am 18. November 1700 zum Abt des Stiftes gewählt. Sein Wahlspruch lautete: "aut prodesse aut non praeesse" ("entweder zum Nutzen oder nicht Vorsteher sein").
Das Porträt zeigt Abt Berthold Dietmayr Abt in seiner Funktion als Rektor der Wiener Universität, ein Amt, das er seit 1706 innehatte. Im Hintergrund auf einem Tisch bzw. an diesen gelehnt, sind die kirchlichen Insignien zu erkennen: Infel und Pastorale; über den Tisch gebreitet ist ein Plan mit der Darstellung eines Kirchengrundrisses, ein unmissverständlicher Hinweis auf die unter Abt Dietmayr begonnene Bautätigkeit in Melk. Der Plan stellt das erste Projekt dar, das am 18. Jänner 1701 im Konvent gebilligt wurde. Es handelt sich dabei allerdings um den geplanten ersten Umbau der Stiftskirche, der in der Neugestaltung einer ovalen Kuppel mit einem im Dreiviertelkreis abschließenden Chorschluß bestand. Am 30. Juli 1701 stimmte der Konvent den Neubauplänen Dietmayrs zu, so dass jener frühe Plan nicht zur Ausführung kam. Der böhmische Maler Johann Kupetzky (1667-1740) verarbeitete anscheinend ein älteres Porträt Dietmayrs als Vorlage, vielleicht das aus den Quellen bekannte Porträt, für das der Maler Petrus Schubert von Ehrenberg am 30. Oktober 1701 eine Zahlung erhielt.