Das ehemalige Gemeindehaus in Probstdorf, das seit der Fertigstellung die Freiwillige Feuerwehr und das Kulturforum Probstdorf beherbergt, wurde von Eva Schlegel neu gestaltet. Das Gebäude fügt sich in den Kontext des Ortes ein und lässt gleichzeitig ein von der Fassadenkonzeption einzigartiges, sich vom Ortsbild abhebendes Ganzes entstehen, das durch eine klare konzeptionelle Lösung besticht.
Die drei Komponenten Sockel, Fassade und Schriftzüge wurden deutlich voneinander abgegrenzt. Ihre Eigendynamik erhielten sie durch farbliche und räumliche Abstufung vom Gebäudekomplex. Als einzige bauliche Veränderung wurde der Sockel rückversetzt, in Korrespondenz dazu lässt die reinweiße Fassade einen "schwebenden Bildkörper" entstehen. Die Vorgabe eines lesbaren Schriftzuges hat die Künstlerin um den Faktor des verschwommenen Schriftkörpers erweitert. Jeweils 35 cm hohe, mit Schablonen gemalte, signalrote Lettern in Helvetica zeigen Versalien als Vermittler offizieller Inhalte am Fassadenbereich der Feuerwehr sowie Groß- und Kleinbuchstaben für das Kulturforum. Die Beschriftung dehnt sich flächig über den ganzen Außenbereich aus, ihre Lesbarkeit verflüchtigt sich nach oben und nach unten. Der jeweils mittleren sind zwei Phasen der Unschärfe schriftlicher Verfremdung zugewiesen. In dynamischer Gliederung fügen sich die Fensterzonen und Eingangsbereiche in die klare Konzeption ein, indem sie in die Beschriftung als fixer Bestandteil integriert wurden.
(Quelle: R. Sikoronja, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)