Amstetten - Projekt für das Frauenhaus
(2006)


Róza El-Hassan

Vor 15 Jahren wurde das Frauenhaus Amstetten gegründet. Aus diesem Anlass sollte ein Projekt verwirklicht werden, das zum Nachdenken über die traurigen Gründe für seine Existenz anregen sollte. Die angesprochenen Konflikte spiegelte die Arbeit der syrisch-ungarischen Künstlerin Róza El-Hassan, in deren Werk Solidarität und kollektive Verantwortung im Vordergrund stehen, auf eindrückliche Weise wider.

Ein wichtiges Element im OEuvre der international tätigen Künstlerin ist die Performance. Mit dem Vorschlag für Amstetten ist es El-Hassan gelungen, Aktion und repräsentative  Objekte zueinander in Beziehung zu setzen, ein dezidiertes Bekenntnis zur Partizipation abzulegen, den Abstand zwischen Produzentin und BetrachterInnen zu verringern, Barrieren zwischen Kunst und Leben zu erschüttern und das Publikum unmittelbar anzusprechen. Dies geschah mit der Produktion von 220 mundgeblasenen hellblauen Glasherzen in anatomischer Form, die als Schmuckobjekte verteilt bzw. verkauft werden können. Das Multiple verweist in seiner Fragilität auf die Opfer von Gewalt in der Familie, in seiner heiteren Sachlichkeit aber auch auf die Stärke und Souveränität der betroffenen Frauen. Es wurde an drei Samstagen am Wochenmarkt Amstettens am Verkaufs- und Infostand des Frauenhauses angeboten und von einer Performance der Künstlerin begleitet und blieb als Relikt und Alltagsobjekt in den Haushalten der Stadt zurück. Der zweite Teil des Konzepts, das "Täterobjekt" in Form einer Dachkonstruktion mit dunklen Dachziegeln, wurde nicht ausgeführt.

(Brigitte Huck)

Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 9 (2009)