Zwölf Mistkübel sind an verschiedenen Standorten in der Kremser Altstadt aufgestellt, die sich auf den ersten Blick nicht als Kunstobjekte im herkömmlichen Sinn zu erkennen geben. Der Fußgänger bzw. ein potentieller Benutzer nimmt jedoch die äußere Gestalt des Mistkübels wahr. Dieser rechteckige graue Metallkasten hat, außer der Funktion, nichts mit dem gewohnten Bild der standardisierten orangefarbenen Plastikkübeln gemein. Erwin Wurm gestaltet seinen eigenen standardisierten Mistkübel: "... ähnlich wie bei den Pulloverarbeiten, wo ich Podeste gemacht habe, über die man gerade noch den Pullover darüberspannen konnte. Aus diesem Gerade-Noch-Darüber-Spannen und aus dem umgedrehten Podest habe ich eine Eisenkiste gemacht, wo ein Mistsack reingestülpt wird."
Die Mistkübel, direkt auf dem Straßenniveau aufgestellt, beanspruchen Platz. Sie stellen ihr Volumen zur Schau. In die Kisten ist ein jeweils andersfarbiger Pullover eingespannt, dessen drei Öffnungen, Ärmel und Knopfloch, an der Außenseite durch drei Symbole markiert, auf die Mülltrennung hinweisen. Erwin Wurm nimmt den Alltagsgegenstand in seine Kunstwelt hinein, formt ihn und setzt ihn in den frei zugänglichen, öffentlichen Raum aus. Der Akt, der den banalen Gebrauchsgegenstand zum Kunstwerk macht, wird erst vom Benutzer selbst vollzogen. Der zeitlich begrenzte unspektakuläre Handlungsablauf des "Mistreinschmeißens" wird zur Performance, zum Kunstwerk.
(Quelle: F. Lesák, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)