1899 erregte Ferdinand Andri auf der 4. Ausstellung der Wiener Secession mit seinen Bauerntypen und Marktszenen erstmals großes Aufsehen. Die unmittelbar aus dem Leben gegriffenen Szenen entstanden nach Studien und Eindrücken, die der Künstler in Tirol, Salzburg und St. Pölten, aber auch während der Militärzeit in Galizien gesammelt hatte. Besonders lebensnahe Wirkung erreichte Andri in der Ausführung vielfach durch die Wahl des Bildausschnitts, bei welcher er oft photografischen Gesichtspunkten folgte.
Das Motiv der "Salzburger Butterbäuerinnen" führte Andri 1902 in mehreren Fassungen aus. Das Niederösterreichische Landesmuseum besitzt neben dem hier vorgestellten Temperagemälde noch eine kleine Gouache auf Papier mit einer einen Butterwagen schiebenden Bäuerin. Das Temperagemälde zeigt eine Butterbäuerin, die mit zwei Frauen und einem Bauernburschen ins Gespräch vertieft ist. Den dekorativen Hintergrund bildet eine prächtig blühende Bergwiese. Andri stellte nur den jungen Mann in einheitlich braunem Gewand dar. Die Tracht der Frauen spricht dagegen durch ornamentartige, abwechslungsreich differenzierte, bunte Stoffmuster. Die stark gemusterten Partien wurden von Andri sehr flächig, fast collagenartig aneinandergefügt. Räumliche Tiefe wird nur durch die sich am Horizont entwickelnde Landschaft und durch die Butterwanne auf dem zweirädrigen Wägelchen vermittelt.
Andri trat als Maler, Zeichner, Freskant, daneben aber auch als Bildhauer und als Kunstgewerbler, etwa mit selbst entworfenem Holzspielzeug, an die Öffentlichkeit. Seine Vielseitigkeit wurde aufgrund der ansprechenden Leistungen zwar bewundernd anerkannt, jedoch gleichzeitig auch sehr kritisch gesehen. Kritisiert wurde insbesondere die wohl alle Secessionsmitglieder nicht ruhen lassende, krampfhafte Suche nach neuen Stilismen und Effekten.
(zit. nach W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 142)