Tina Blau-Lang hat sich eine ganze Reihe von Verdiensten um die Entwicklung der österreichischen Landschaftsmalerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts erworben. Ihr vielleicht wesentlichstes Verdienst aber besteht in der "Eroberung des südlichen Lichts". Ende der 80er-Jahre besucht sie erstmals Italien und lernt dort das warme, weiche Licht kennen, ein künstlerischer Hinzugewinn, den sie nicht mehr aufgeben wird. Von der Tonmalerei kommend, dem gedeckten Nuancieren der sichtbaren Welt, wird fast schlagartig eine Art Generalbass des Lichts für ihr künstlerisches Schaffen bestimmend. Rot und Braun, Gelb und Grün, ein strahlendes Blau, allesamt getragen von einer satten Wärme, werden die Hauptträger der optischen Informationen. Man könnte es fast einen südlichen Filter nennen, mit dessen Hilfe der heimischen Landschaft ein neues Kleid verliehen wird.
Neu oder zumindest relativ neu ist auch der Gegenstand der Darstellung, die der einfachen Arbeitswelt entliehenen Motive. In unserem Fall wird eine Sandgrube bei Wien mit ihren Gerätschaften und arbeitenden Menschen unvermittelt zum Inhalt ihrer Kunst. Auch hier kann - zumindest motivisch - auf den Impressionismus französischer Prägung verwiesen werden. Da wie dort gibt es die Vorliebe für unspektakuläre Themen, da wie dort geht es um die Wiedergabe einer "gewöhnlichen", allein durch ihre optischen Besonderheiten bestimmten Wirklichkeit.
(zit. nach H. Giese, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 86)