Das Gemälde "Schiffspferde an der Donau" war das wichtigste Werk Friedrich Gauermanns im Jahr 1855, dem Todesjahr seiner ältesten Tocher, der 15-jährigen Rosina. Ihr Tod war möglicherweise mit ein Grund für den Rückgang seiner malerischen Produktion in dieser Zeit.
Das Motiv war nicht neu. Schon 1847 hatte Gauermann einen "Schiffzug an der Donau ober Linz" gemalt. Auf seinen Studienreisen hatte er mehrfach Gelegenheit, Skizzen dafür anzufertigen. Auch 1852 führte der Rückweg von seiner vermutlich letzten großen Sommerreise ins Salzkammergut über Linz und dann mit dem Dampfschiff die Donau herab. Dass die Komposition nicht frei erfunden wurde, sondern auf einer Reihe von Naturstudien basieren, dafür sprechen auch die zahlreichen richtig dargestellten Details, die auf eine genaue Kenntnis der Arbeitsweise und Ausrüstung der Schiffsreiter hinweisen.
Gauermann schilderte die Rast der Schiffsreiter bei einem Wirtshaus an der Donau. Die beladene Zille liegt am Ufer festgemacht. Die Zugpferde sind ausgespannt, tragen aber ihr Geschirr mit dem das Hinterteil umspannenden hölzernen Bogen, auch Süll oder Sichel genannt, der zur Befestigung des Schiffsseils diente. Der Aufbruch scheint unmittelbar bevorzustehen. Während mehrere Männer noch unter dem Vordach des Wirtshauses sitzen und zechen, sind zwei der Reiter schon wieder reisefertig. Ein dritter versucht gerade mit Mühe, von einem Poller aus sein Pferd zu besteigen, das vor einem kläffenden Hund scheut. Die Gruppe von vier Pferden bildet gleichsam das zentrale Motiv des Gemäldes. Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Lokalisierung der Szene ist die dargestellte, mitten in der Donau stehende Ruine Haunstein bei St. Nikola, die im Zuge der Donauregulierung noch vor 1862 gesprengt wurde.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 240)