Die um 1850 entstandene, eine Gegend bei Berchtesgaden zeigende "Seeauer Alpenhütte im Regen" zählt zu den Spitzenwerken der späten Schaffensphase Friedrich Gauermanns und ist eine der am häufigsten publizierten Arbeiten des Künstlers.
Das Vorhaben, die Alm bei starkem Regen festzuhalten, bedingte eine dramatische Übersteigerung der Szenerie. Gauermann stellte die Berge im Hintergrund von Wolken verhangen und die hohen Tannen vom Regen gepeitscht dar. Auch die hinzugefügte Staffage, die der Hütte zustrebenden und unter deren Dach Schutz suchenden Kühe und die vom Wind getriebenen Almbewohner, unterstreicht die Dramatik des Naturereignisses.
Das fein ausgeführte Gemälde zeichnet sich durch eine nuancenreiche Farbigkeit der Regenstimmung aus. Den Grundton bilden die die Almlandschaft durchziehenden grauen Regenschleier. Die drohenden Gewitterwolken sind bereits vorübergezogen, die Wolken reißen auf und erste Lichtstrahlen, von der Wasserlacke im Vordergrund reflektiert, durchdringen die Szenerie. Zart leuchtet das vom Regen aufgefrischte Grün des Berghangs, wärmend dringt aus der Hütte der Schein des Herdfeuers, dessen Rauch wieder aufsteigt und sich mit dem Grau des Himmels verbindet.
Die Datierung des Gemäldes ergibt sich aus dem von Friedrich Gau ermann geführten "Einnahmebuch", wonach es im Jahre 1850 von Ludwig von Brevillier um 950 Gulden erworben wurde. Wie bei vielen anderen Werken Gauermanns ist auch die Entstehung dieses Gemäldes anhand von einigen Studien zu verfolgen.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 228)