Wallsee - Skulptur für das Dach des Landespensionisten- und Pflegeheims
(2005)


Siggi Hofer (*1970)

Ein Stück Treibholz, treibend im Fluss, zeugt von einem vorhergehenden Ereignis. Und schlug vor unbestimmter Zeit, gelenkt, getrieben von der Strömung, neue Wege zu neuen Ufern ein. Das Stück Treibholz hat vielen Vögeln das Landen ermöglicht, hat Menschen an sich festhalten lassen und sie so vor dem Ertrinken gerettet, und es hat sich mit anderen Hölzern unter Brücken verkeilt, hat diese dann zum Einsturz gebracht oder das Wasser über die Ufer treten lassen. Es wurde beobachtet und hat Menschen nachdenklich, melancholisch werden lassen, weil sie es in Zusammenhang mit Leben und Schicksal brachten.

Eine absurde Geschichte wäre notwendig, um zu erklären, wie dieses Stück Treibholz auf das Dach dieses Gebäudes kam, hier hängen blieb oder sich im gestoppten Augenblick, eben (zufällig) gerade hier befand und in der Jetztzeit schon längst woanders die Reise fortsetzt.

Doch ganz egal, auf welche Art und Weise dieses Holz dorthin gekommen ist: Jetzt ist es da und ist das, was es ist, der Weg, der nicht nachzuvollziehen ist, bestimmt das Sein. So fungiert es jetzt als eine Art Schild über dem Gebäude, als Symbol für unzählige Möglichkeiten (Geschichten, glückliche und unglückliche Momente, einen langen, bereits zurückgelegten Weg und ein unaufhörliches Weitertreiben, neue Geschichten, andere Welten, die noch bevorstehen). Ein unbekanntes Ziel.

(Siggi Hofer)

Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 8 (2006)