Die "Daphne" von Ines Doujak ist provokant, selbstbewusst und sexy. Mit Ganzkörper-Tatoo und Häkelrock ausgestattet, verhält sich die Nymphe und jungfräuliche Jägerin ziemlich unkonventionell, geradezu aufreizend. Apollo hat sie abgeschüttelt. Auf einem Holzschemel sitzt sie im Teich hinter dem Besucherzentrum und legt gerade eine Zigarettenpause ein, während sich die Metamorphose in einen Lorbeerbaum an ihren Fingerspitzen ankündigt. Gleich wird sie das großmaschige Netz um ihre Taille auswerfen, um Beute zu machen.
Aus einer nachdrücklich feministischen Perspektive blickt die 1959 in Klagenfurt geborene Künstlerin Ines Doujak auf Gesellschaft und Politik, auf ihre Machtstrukturen und Normen. Mit jeder ihrer Arbeiten erobert die Documenta-Teilnehmerin (d12) ein kleines Stück Großzügigkeit, Offenheit und Toleranz. Das Spiel der Geschlechter, vertauschte Rollen, die Abweichungen von der Regel, das Durchschauen lähmender Vorschriften kennzeichnen ein Werk, das mit höchst überraschenden Twists und abenteuerlichen Kurven aufwartet, ein Werk, das sich medial nie festlegt und daher immer wieder verblüfft. Und weil Ines Doujak mit ihren Projekten immer wieder lustvoll in den näheren und ferneren öffentlichen Raum einfällt, wird die Skulptur der Daphne für die Gartenschau in Tulln von einer Postkarte begleitet. Das Bild vom Moment des Wandels, von der Schnittstelle zwischen Kultur und Natur, könnte demnächst in Berlin auftauchen oder in Kalifornien, dort, wo Jack Lemmon als Daphne in Billie Wilders "Some Like It Hot" die garantiert furioseste Hommage an die Maskerade hinterlassen hat.
(Brigitte Huck)
Aus: Öffentliche Kunst, Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich 9 (2009)