Leo Zogmayers Arbeiten lassen sich als Ergebnisse eines meditativen Prozesses, aber auch als Versuch einer Bezugnahme von Körpern auf räumliche Situationen interpretieren. In diesem dialektischen Spannungsfeld begegnen sich die unterschiedlichen Konnotationen: einerseits finden sich die Bewegungslosigkeit und Zeitlosigkeit der großen Massen und Körper, die an archaische Architekturszenen denken lassen, andererseits geben die "gemalten" Tafeln ein Raumerlebnis wieder, das einen virtuellen, imaginären, einen geistigen, ja sogar mystischen Raum als mentales Ambiente dieser Architektur suggeriert. Die konkreten Motive verschwinden, was bleibt, ist das intensive Erlebnis des leeren Raums, der trotz dieser Leere - oder gerade ihretwegen - mit der Intensität des Gefühls und der Vorstellungskraft im Akt der Betrachtung aufgefüllt wird.
So gesehen entfaltet sich die Kunst Leo Zogmayers im Dialog von zweidimensionaler, im physischen Raum mit gewaltiger Körperhaftigkeit wirkender, quasiarchitektonischer Bildhauerei. Die Farblosigkeit der schwarzen Monochromie evoziert nicht nur die Schwere der Volumen und der Körper, sondern sogleich auch einen lichtlosen, konturlosen und unendlichen Raum, der in seiner Totalität in der Betrachtung eine unfaßbare und kosmisch-transzendente Dimension gewinnt. Dies verleiht den Arbeiten einen beinahe sakralen Charakter und lässt sie als vergeistigte Architekturen erscheinen. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die archetypischen Formen, die wie bildnerische Metaphern der Ewigkeit und Zeitlosigkeit fungieren. Die unaufhebbare Stille und Bewegungslosigkeit erinnert bisweilen an die Zeiten überdauernde Sakralarchitektur.
(Quelle: L. Hegyi, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 3, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 381, 1995)