Wiener Neustadt - Stele in der Bezirkshauptmannschaft
(1997 bis 1999)


Birgit Jürgenssen (*1949)

Für die 16 m hohe Eingangshalle der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt mit 100 m2 Grundfläche entwarf die Künstlerin eine 8 m hohe Säule. Sie ist einerseits Spiegel der unterschiedlichen Regionen und andererseits zeichenhaftes Abbild der großen geologischen Entwicklungssprünge des "Wiener Beckens" und damit auch der Erdgeschichte, vom Erdaltertum bis zur Neuzeit.
Um eine Eisenkonstruktion wurde eine erste Hülle aus Acrylglas mit verschiedenen Erdschichten, bestehend aus Schotter, Sand, Gestein und pflanzlichem Material aus der Region Wiener Neustadt, gefüllt und dabei die geologischen Abschnitte durch deren typische Gesteinsarten charakterisiert. Diese Acrylhülle wurde mit einer zweiten, von leicht irisierender Farbe beschichtet, ummantelt. Über mehrere Stockwerke herausragend endet die Säule in einer schrägen verspiegelten Oberfläche.
Die Verbindung einer geschichtlichen und einer aktuellen sozialen Ordnung im weitesten Sinn entspricht generell der Arbeitsweise der Künstlerin, die in ihren Werken Dreiecksbeziehungen zwischen Subjekt, Objekt und gesellschaftlichen Strukturen aufzeigt. Während in Jürgenssens Arbeiten sonst vorwiegend ihr eigener Körper als Projektionsfläche dieser sozialen Ordnungen zum Einsatz kommt, wird hier die Säule als geschichtliches Zitat zeichenhaft eingesetzt und so die Identität des Menschen an sich zum Thema.
(Quelle: C. Offergeid, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 5, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418a, 2000)