Herzogenburg, Augustiner Chorherrenstift, Festsaal
(1772)


Der große zweigeschoßige Saal im Osttrakt wurde Jakob Prandtauers ursprünglicher Planung durch Johann Bernhard Fischer von Erlach wohl auf Initiative von Probst Wilhelm Schmerling eingefügt und 1722 zu einem gewissen Abschluß gebracht.
1772 malte Bartolomeo Altomonte am Spiegelgewölbe innerhalb der Quadratur von Thomas Mathiowitz das raumüberspannende querrechteckige Fresko. In seiner lichtvollen Mitte thront Sapientia rechts von ihr Providentia mit Füllhorn, Szepter und Globus und links eine Gestalt mit dem Wappen des Klostergründers, des Passauer Bischofs Ulrich von Heff.
Engel präsentieren die Wappen des ersten Stiftes in St. Georgen sowie der Klöster St. Nikola in Passau, Göttweig, St. Florian und St. Pölten, die bereits Bischof Altmann, der Vorgänger Ulrichs, als Augustiner Chorherr gegründet oder neu eingerichtet hat. Durch die seitlichen Gruppen in der unteren Bildhälfte werden die segensreichen Konsequenzen der Klostergründung vorgestellt: Links erscheinen Abondanza mit den Früchten des Landbaues sowie Minerva als Beschützerin der ruhmbringenden Wissenschaft, rechts Verkörperung von Schiffahrt und Handel als florierende Wirtschaftszweige. Personifikationen der Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß haben in nischenförmigen Ausbuchtungen jeweils in der Mitte der Balustrade Platz gefunden. Die Stiftsgründung wird also in einem überirdischen Bereich durch allegorische Gestalten, Wappen und Inschriften und in einer für Altomonte bezeichnenden flächenhaft-symmetrischen Ordnung dargestellt.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich IV: Barock, hg. v. H. Lorenz, 1999, S. 364-365)