Seit 1847 hatte Friedrich Gauermann keine Sommerreise mehr unternommen. Die Revolution in Wien und ein damit verbundenes Gefühl der Unsicherheit waren dafür ausschlaggebend: "Zu weiten Reisen hob ich weder Lust noch Geld, denn es ist auch Nirgends angenehm", schrieb er 1849 an seinen Freund Fink. Erst 1851 brach Gauermann wieder zu einer Sommerreise auf, die ihn ins Ausseerland führte und auf der er trotz anhaltendem Schlechtwetter neue Eindrücke sammeln konnte.
Das in der Sammlung des Niederösterreichischen Landesmuseums vorhandene Skizzenbuch von dieser Reise zeigt einige Studien von der Passhöhe Hohentauem, darunter auch die leicht aquarellierte Naturstudie des Tauernwirtshauses, die als unmittelbare Vorlage für das noch im selben Jahr ausgeführte Gemälde diente. Gauermann hielt die malerische Kulisse des Wirtshauses mit angrenzender Kapelle mit Blick gegen die schneebedeckten Ennstaler Alpen fest. Das Blatt ist fast als reine Architekturstudie zu werten, nur im Hintergrund sieht man unter einer Holzriese ein Fuhrwerk und einige Personen durchziehen. In der danach angefertigten Kompositionsstudie und später auch in der Ausführung in Öl verlagerte Gauermann das Geschehen vor das Gebäude und die angrenzende Kapelle, wobei er die beobachteten und im Skizzenbuch festgehaltenen Gruppen, etwa den Wagen mit Ziegen in die dargestellte Szene integrierte.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 230)