1827 hatte Friedrich Gauermann zum ersten Mal einen "Reiterüberfall" gemalt. Die Anregung zu diesem Motiv verdankte er dem in der Sammlung der Wiener Akademie befindlichen Gemälde Philips Wouwermans (1619-1668), das er 1826 kopiert hatte. Die Thematik entsprach einerseits dem romantischen Geist der Zeit, sie erlaubte dem Künstler aber andererseits auch die Schilderung einer aktionsgeladenen Handlung und insbesondere die Darstellung bewegter Tierkörper.
Diesem Themenkreis sind auch mehrere im Jahr 1831 entstandene Arbeiten Gauermanns zuzuordnen. Hatte Gauermann hier sozusagen die Situation vor dem Überfall festgehalten, lieferte er im Gemälde "Überfall auf die Pferdekutsche" eine bewegte Darstellung von höchster Dramatik. Zwei ausdrucksstarke lavierte Federzeichnungen zeigen erste Kompositionsideen zu dem Gemälde. In der einen Skizze spielt der Überfall in einem Waldstück. Im Vordergrund links sprengt ein Räuber zu Pferd heran, während die anderen versuchen, die Pferde der Kutsche festzuhalten. In der zweiten Zeichnung nährte sich Gauermann der schließlich ausgeführen Variante. Der Ort der Handlung wurde nun auf ein freies Wegstück verlegt. Links sieht man einen freistehenden Baum an einem Berghang, rechts öffnet sich ein weiter Ausblick.
An diesen beiden Blättern ist Gauermanns Arbeitsweise sehr gut nachzuvollziehen. In der Entwurfszeichnung legte er sich in den Details zumeist nicht fest, wodurch er bei der Weiterentwicklung der Bildidee flexibel blieb und seiner Phantasie freien Lauf lassen konnte. Die für die Komposition wichtigen, skizzenhaft angedeuteten Bildelemente dienten häufig nur als Platzhalter, die leicht zu verändern waren.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 148)