Tautendorf - "Verwicklung", Plastik in der Landschaft
(1996)


Elisabeth Homar (*1950)

Von Elisabeth Homar sind kleinformatige Objekte, Collagen, Assemblagen bekannt, die die Künstlerin aus Fundstücken der Alltagswelt, zivilisatorischem Abfall zusammenfügt. Dabei legt sie durch unerwartete Verknüpfung und Veränderung poetische Schichten der banalen, "armen" Stoffe frei. In kreativem Spiel entstehen miniaturhafte Szenarien von heiterer Schönheit, begleitet von ironisch-rätselhaften, oft autobiografische Momente einbeziehenden Titel. Seit etwa zwei Jahren formt Elisabeth Homar Plastiken aus Eisendrähten und Rohren - feinnervige, farbig gefasste oder den Korrosionsprozeß als subtiles materialsprachliches Moment miteinbeziehende Gebilde. 
Anders als die mit mannigfaltigen narrativen und assoziativen Andeutungen operierenden frühen kleinformatigen "Kunst-Stücke" (Ausstellungstitel 1987) lebt die Eisenplastik "Verwicklung" von 1996 ganz aus dem abstrakten, eher musikalisch, tänzerisch als erzählerisch anmutenden Spiel der orangeroten Raumlinie. Lediglich die schlichte Materialität des industriell produzierten Rohrmaterials erinnert noch an die frühen Objekte. 
Elisabeth Homar erliegt nicht den Verführungen einer "art in nature"-Situation in der Landschaft nahe Tautendorf. Die bewegte Gesamtform ihrer Plastik reagiert dialogisch auf die Besonderheiten der vorgefundenen Topografie und Vegetation, ohne die Differenz zwischen Natur und Artefakt zu leugnen oder zu verunklären.
(Quelle: O. Frank, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)