Im "Viehtrieb bei einem Wildbach" folgte Friedirch Gauermann einem bewährten, bereits mehrfach angewandten Konzept: Die dieser Gruppe zuzurechnenden Bilder zeichnen sich nicht nur durch den ähnlichen Bildaufbau und den variantenreichen Umgang mit den gleichen Bildelementen wie etwa dem "Waldstrom"-Motiv, sondern auch durch eine gewaltige Größe von etwa 130 x 190 cm aus. Es ist daher anzunehmen, dass auch diese Kompositionsstudie großformatig ausgeführt werden sollte.
Das Bild besteht aus zwei motivisch weitgehend selbstständigen Hälften. Die linke Seite zeigt den Viehtrieb durch einen Hohlweg. Ein großer Laubbaum an der Böschung des Weges und eine Felswand im Hintergrund links geben der Landschaft hier das charakteristische Gepräge. Die rechte Bildhälfte ist ganz dem zwischen Felsen rauschenden, einen kleinen Wasserfall bildenden Wildbach gewidmet, einem Ausfluss des Gebirgssees, der im Mittelgrund zu erkennen ist. Hohe Nadelbäume, die auf einem Felsen über dem See thronende Burg und der Ausblick auf das Hochgebirge bilden die Hintergrundlandschaft. Der im Vordergrund zwischen den beiden Bildhälften plazierte Felsen mit dem Baumfragment unterstreicht den zweigeteilten Charakter der Komposition.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 106)