Carl Moll war Gründungsmitglied (1897) und später Präsident der Wiener Secession. Als Ausstellungsorganisator war er ein besonderer Förderer junger Künstler. Moll war zudem künstlerischer Leiter der Galerie Miethke, gab aber 1912 diese Tätigkeit auf und widmete sich ganz der Malerei. Eine neue, sehr persönliche Umsetzung der sichtbaren Welt ist in der Folge für seine Arbeiten bezeichnend. Moll wandte sich (wieder) verstärkt der Landschaftsmalerei zu. Die Farben gewinnen an Intensität, der Pinselstrich wird breiter, die Oberfläche pastoser. Die Villa Mahler steht ganz im Zeichen dieser neu entdeckten Ausdrucksform.
Ostern 1913 war Carl Moll mit seiner Frau Anna (der Witwe Emil Jakob Schindlers) zu Gast in der Villa seiner Stieftochter Alma Mahler, Witwe Gustav Mahlers, am Kreuzberg im Gemeindegebiet von Breitenstein am Semmering. Der 1911 verstorbene Gustav Mahler hatte das Grundstück gekauft. Oskar Kokoschka, der mit Alma eine Liebesbeziehung unterhielt, malte 1914 ein Wandfresko über dem Kamin. Später, als Alma mit Franz Werfel verheiratet war, war das Haus offen für Besucher wie Alban Berg, Hugo von Hofmannsthal oder Gerhart Hauptmann. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass diese Ansicht der Villa Mahler mit dem Blick auf den Schneeberg, bei diesem ersten Besuch Carl Molls entstanden ist.
(Quelle: E. Roth, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 154)