Orth an der Donau - Wandgestaltung im Landespensionistenheim
(1995 bis 1997)


Sigrid Kurz (*1958)

Von den verschiedenen möglichen Orten für eine künstlerische Intervention wählte Sigrid Kurz den Wintergarten, der sich über drei Etagen erstreckt und eine bis ins zweite Obergeschoß durchlaufende Fensterfront aufweist. Intention der Künstlerin war, mit der Arbeit auf die Bewohner des Pensionistenheims einzugehen und in der Wandgestaltung für sie einen Blickpunkt zu schaffen, der Wintergarten daher als Ort der Ruhe und Muße - und vom alltäglichen Ablauf ausgenommen - dafür gut geeignet.
Die ausschnitthaften Bilder verschiedener südlicher Pflanzen und Bäume, deren Vorlage idealisierte Landschaftszeichnungen aus dem 19. Jahrhundert sind, reihen sich in Siebdrucken an- bzw. übereinander, der reale Blick geht auf die angrenzenden Grünflächen (Sportplatz), der imaginäre in eine Eigenzeit romantischer Schönheit. Die Landschaft ist also Ort sehnsuchtsvoller, zugleich paradiesischer Reisen, die sich immer wieder beginnen und fortführen lassen. Mit dem Realen haben sie nichts zu tun, denn sie finden abseits einer Dynamik von Wachstum und Erblühen statt. Ihr Zustand ist ein Angebot an die Erinnerung, wenn der Raum um den alten Menschen kleiner wird, aber trotzdem die Erinnerung viel Platz braucht, um in die Weite (und Ferne) zu schauen. Dabei ist der Betrachter aber an einen flexiblen Blickpunkt gebunden, denn immer wieder sieht er neue Fragmente und Bilder, ein etwaiges paradiesisches Gesamtbild wird dadurch aufgebrochen; er soll nicht starren, sondern sein Blick soll wandern, was bedeutet, dass er lebendig und wach bleibt und auch die Erinnnerung nicht abreißt.
(Quelle: S. Neuburger, in: Veröffentlichte Kunst - Kunst im öffentlichen Raum 4, Katalog des NÖ Landesmuseums, Neue Folge Nr. 418, 1998)