Im Frühjahr 1900 wurde Adolf Michael Boehm als Gründungsmitglied erstmals die Ehre zuteil, die Raumgestaltung für die VII. Ausstellung der Wiener Secession vorzunehmen. Der Künstler, der bislang vor allem mit Buchschmuck und Druckgrafik hervorgetreten war, erntete mit seiner malerischen und architektonischen Gestaltung allgemein großes Lob. Eine Folge war möglicherweise die Berufung an die Kunstschule für Frauen und Mädchen, an der er von 1900 bis 1910 den "Curs für dekorative und angewandte Kunst" leitete. Danach folgten bis 1925 Professuren für Natur- und Aktstudium an der Wiener Kunstgewerbeschule.
Im Jahre 1900 entstand auch unser kleines, den tief verschneiten Garten des Künstlers in Klosterneuburg zeigendes Ölgemälde. Die für die Jahreszeit recht ungewöhnliche Schneelage - Boehm datierte mit 31. März -, dürfte ihn zum Malen des Bildchens veranlasst haben. Anders als in seinen grafischen Arbeiten, in denen er Bäume und Vegetation zumeist ornamenthaft stilisierte, wirkt die Formgebung hier großzügig und unmittelbar. Die auf Weiß, auf graubraune und violette Töne beschränkte Palette unterstreicht noch diesen Eindruck. Werke dieser Art dürften auch den jungen Schiele, der Adolf Boehm zu seinen "ersten Nothelfem" rechnete, nicht unwesentlich beeinflusst haben. Als Mitbegründer des Klosterneuburger Künstlerbundes zählte Boehm neben Ludwig Karl Strauch, Maximilian Kahrer und Franz Horst zu den wichtigsten Förderern Egon Schieles.
(Quelle: W. Krug, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 144)