In der Sammlung des NÖ Landesmuseums befindet sich nur eine einzige in Öl gemalte Kompositionsstudie des Künstlers. Friedrich Gauermann zeigt sich in seiner Skizzentechnik, die vieles nur schemenhaft andeutet und doch bereits alle für den Bildaufbau wesentlichen Elemente für die Ausführung klar vorgibt, bereits am Höhepunkt seiner Meisterschaft. Nass und flott hingemalt, stellen Gauermanns Ölskizzen die unmittelbarste Form der Umsetzung einer Bildidee dar. Mit dem Pinselstiel wurde von ihm bisweilen in die frische Farbe hineingezeichnet, um besondere grafische Akzente zu setzen oder Details anzubringen. Bei der Farbigkeit überwiegen Gelb- und Ockertöne für die sonnenbeschienenen Partien. Die schattigen Stellen malte Gauermann in Braun- und Grautönen. Weiße Glanzlichter deuten das über die Felsen plätschernde Wasser an. Die vom Himmel sichtbaren Stellen erscheinen blaugrau.
Der um 1829 entstandenen Ölskizze waren zahlreiche Studien und Entwürfe vorausgegangen, die von Gauermann für verschiedene Gemälde als Vorlagen herangezogen und weiterbearbeitet wurden. Als unmittelbare Vorlage für diese Ölstudie diente eine Kompositionsskizze zu einem 1829 für Herrn von Leiden ausgeführten Gemälde, das eine Felsenschlucht mit drei, einen Rehbock überfallenden Wölfen zeigt. Das Gemälde wurde im Jänner 1830 verkauft. Es ist anzunehmen, dass die der Skizze genau folgende Ölstudie zur Ausführung des Gemäldes für Herrn von Leiden herangezogen wurde. Vermutlich diente sie 1829 auch als Vorlage für die "Zwei Bären in einer Höhle", die Gauermann im Jänner 1830 an August Rokert verkaufte. Der Künstler wiederholte darin die untere Hälfte der Ölstudie mit dem kleinen Wasserfall, wobei er die Wölfe gegen Bären vertauschte.
(Quelle: W. Krug, Friedrich Gauermann 1807-1862, 2001, S. 128)