Klosterneuburg - Augustiner Chorherren-Stift, Ziborium
(14. Jhd.)


Das Ziborium ist wegen seiner künstlerisch hochstehenden Szenen aus der Passion Christi und dem Marienleben berühmt, die in rotem und blauem Email leuchten. Sie sind in der Technik des Grubenschmelzes ausgeführt, das heißt, die Flächen und die Figuren wurden ausgehoben und mit opakem (= nicht durchscheinendem) Email gefüllt, wodurch sich die Figuren golden abheben.
Die gravierte Binnenzeichnung tritt gleichfalls durch eingefülltes blaues Email deutlich hervor. Auf dem Deckel sind Szenen aus dem Marienleben zu sehen, an der Cuppa Darstellungen aus der Passion Christi. In den Zwickeln befindet sich jeweils das Bild eines Propheten. Der Darstellung der Auferstehung Christi auf der Deckelinnenseite entspricht - nach dem "Physiologus" - die Darstellung der Erweckung des neugeborenen Löwen durch den Atem des männlichen Löwen auf der Fußinnenseite. Die Oberseite des Fußes ist mit Reliefs verziert.
Das sorgfältig durchdachte Bildoprogramm lässt keinen Zweifel daran, dass das Gerät immer als Ziborium bestimmt gewesen war, selbst wenn man es mit einem in Klosterneuburger Inventaren des 15. Jahrhunderts genannten Reliquiar identifizieren will.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich II: Gotik, hg. v. G. Brucher, 2000, S. 577)
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