Im Jahr 1653 ließ Abt Bernhard Linck (1646-1671) das Reliquienkreuz reparieren und im Geschmack seiner Zeit verändern. Vom originalen Bestand des einstmals sehr mächtigen Reliquienkreuzes sind daher nur Teile erhalten: die gravierten Platten der Rückseite, der Filigranschmuck der Vorderseite, sowie drei Gemmen: Christus-Cameo, Engelsgemme und Reitergemme. Das Zwettler Kreuz gehört mit dem Gurker Tragaltar und den Nonnberger Reliquientafeln zu einer Gruppe von Goldschmiedearbeiten, die aus einer Salzburger Werkstätte stammen.
Die spätere Änderung unter Abt Link umfasste die Ergänzung durch den Knauf und den Ansatz für die Tragstange, die Silberkugeln an den Enden der Kreuzarme, wohl auch die (heute wieder abgenommenen) Strahlen. Ob damals auch das Filigran auf neue Grundplatten übertragen und die einzelnen Bleche mit tordierten Silberschnüren konstruiert wurden, ist zumindest wahrscheinlich. Auch die heutige Verkleidung der Seitenwände und die Vergoldung der Rückseite gehen wohl auf die durchgreifenden Erneuerungsarbeiten des damals wohl schadhaften Kreuzes zurück. Auf der Rückseite wurden unterhalb der Mariendarstellung das Wappen des Abtes - Bronze, gegossen und vergoldet - und eine zweite Kartusche mit der Inschrift, die über die Umarbeitung berichtet, angebracht.
(Quelle: Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, Band I, Früh- und Hochmittelalter, hg. v. H. Filltz, 1998, S. 580f.)