Hagenbrunn


Gemeinde Hagenbrunn

Ortsgeschichte

Nordöstlich des Bisamberges in einem traditionsreichen Getreide- und Weinanbaugebiet liegt die Marktgemeinde Hagenbrunn. Das Gemeindegebiet besteht heute aus den Katastralgemeinden Flandorf und Hagenbrunn. Zu Hagenbrunn gehören die Ortschaften Flandorf, Hagenbrunn, Brennleiten, das Industriegebiet Hagenbrunn, Neues Wirtshaus, die Veiglberg-Siedlung und die Wolfsbergen-Siedlung.

Prähistorische Funde (Hornsteinwerkzeuge) bestätigen die Annahme, dass der eine weite Fernsicht bietende Höhenzug des Bisamberges schon in der ausgehenden älteren oder zu Beginn der jüngeren Steinzeit (Neolithikum) besiedelt war. Der Gründer des Benediktinerstiftes Göttweig, Bischof Altmann von Passau, übergab dem Kloster 1083 Besitzrechte in Gansaraveldi (Gänserfeld), Egizinesdorf und Hagininbrunin. Diese Urkunde stellt die älteste Erwähnung der Marktgemeinde Hagenbrunn dar. Später werden auch das bayrische Benediktinerstift Formbach und Adelige aus der Umgebung als Begüterte in Hagenbrunn in Tausch- und Kaufverträgen greifbar. Im Laufe des 12. Jahrhunderts wurden auch dem Stift Klosterneuburg immer wieder Güter in Hagenbrunn geschenkt. Auch die Pfarre Klein-Engersdorf besaß Rechte auf Zehente (Abgaben) und Bergrechte (=Weinberge) in Hagenbrunn.

Ein großer Gutshof (später Freihof) war vom 13.–15. Jahrhundert Eigentum und Sitz der Herrn von Dachsenpeckh (auch Dachsbeck). Zur Zeit der Hussiteneinfälle leisteten auch die Hagenbrunner Vogteidienste in Korneuburg, das auf Geheiß Herzog Albrecht V. von Österreich zur Festung ausgebaut wurde. 1457 werden Jörg Leuprechtinger und 1468 Stephan Eiczinger mit Weinbergrechten in Hagenbrunn erwähnt. 1467 erlosch die Hagenbrunner Linie des Geschlechts der Dachsbeck mit dem Tod von Hanns von Dachsbeck. Der „Nydernhof“ ging zunächst an dessen Frau Dorothea, die ihn dann an einen Verwandten weitervererbte, bis ihn schließlich dessen Vetter, Christoph von Neydegkh, 1512 erhielt. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wechselten die Besitzer mehrmals. Unter Marie und Wolfhard Strein (auch Streun), Herrn von Schwarzenau, die seit 1538 Eigentümer waren, verbreitet sich die protestantische Lehre.

1603 kaufte Johann Georg Freiherr von Kollonicz den Freihof und ließ an dessen Stelle zwischen 1603/04 ein Schloss mit Kapelle erbauen, in der der evangelische Prediger Conrad Felccius bis etwa 1605 protestantische Gottesdienste abgehielt. Die Kapelle wurde 1605 über landesfürstlichen Befehl geschlossen. Da Kollonicz bald in Schulden geriet, wurde sein Besitz versteigert und Georg Schröttl, kaiserlicher Rat- und Hofsekretär, erwarb das Schloss 1608. Zwei  Jahre später wird Georg Schröttl der Jüngere als Besitzer in Hagenbrunn, Kagran und Aspern an der Donau genannt. Jedoch fiel auch er in Schulden, starb 1626; der Besitz ging wieder in andere Hände über. 1629 erwarb schließlich das Stift Klosterneuburg das Gut und erweiterte 1632 den Besitz durch Zukäufe in Hagenbrunn und Klein-Engersdorf. Durch den Schwedeneinfall erlitt das Schloss schwere Schäden. 1673 ließ das Stift unter Propst Bernhard Schmeding Schloss und Kapelle aufwendig restaurieren. 1728 wird von einem größeren Brandschaden in Hagenbrunn berichtet. Durch die Französische Revolution vertriebene Angehörige der Priester-Gemeinschaft der Sulpizianer suchten in Österreich Schutz und erhielten durch das Stift Klosterneuburg Schloss Hagenbrunn zugewiesen, in dem sie zwischen 1796 und 1803 einquartiert waren. Bereits baufällig geworden, wurde das Schloss in der Folge an die Bauern Josef Krautstoffl und Michael Hafner verkauft, die es in der Folge niederrissen und das so gewonnene Baumaterial verkauften. Nur die Kapelle blieb bestehen, wurde 1806 von der Gemeinde angekauft, später restauriert und 1865 mit einem Turm an der Westseite ergänzt. Die reichen Stukkaturverzierungen im Inneren der Kapelle erinnern noch heute an die einstige Pracht des Schlosses. Pfarrlich gehörte Hagenbrunn zur Pfarre St. Veit in Klein-Engersdorf, die ursprünglich durch das Stift Vornbach in Niederbayern und nach 1540 durch das Schottenstift zu Wien betreut wurde. Heute wird Hagenbrunn von der Pfarre Enzersfeld betreut.

Während der Abwehrschlacht gegen die französischen Truppen unter Napoleon traten Teile der Armee Erzherzog Karls an den Hängen des Bisambergs bei Hagenbrunn und Königsbrunn den Vormarsch nach Südosten an, wo es im Mai 1809 zur Schlacht bei Aspern kam, die für Österreich siegreich endete. Die Hagenbrunner bekamen die Schlacht fast hautnah mit, denn der Kanonendonner und die Rauchsäulen der Brände waren weithin zu hören und zu sehen. Nach der verlustreichen Schlacht bei Wagram im Juni, drängten die Franzosen die Österreicher wieder zurück, Teile von Hagenbrunn, darunter das Gemeindegasthaus, brannten bei den Kampfhandlungen nieder. Während der Choleraepidemie 1836 starben elf Personen. 1866 blieb Hagenbrunn von den Kriegsereignissen verschont; die Bevölkerung musste allerdings bei den Schanzarbeiten am Bisamberg mitarbeiten.

Nach dem „Anschluss“ 1938 kam Hagenbrunn als Teil des 21. Gemeindebezirks Floridsdorf zu „Groß-Wien“. Erst 1954 wurde Hagenbrunn wieder eine eigenständige Gemeinde. Im Zuge der Gemeindereform schloss sich Hagenbrunn 1970 mit der Gemeinde Flandorf zusammen. Mit Bescheid vom 7. Juni 1983 verlieh die NÖ Landesregierung der Marktgemeinde Hagenbrunn ein Wappen: In einem eins zu zwei geteilten Schild, oben in Silber ein goldener Halbmond mit aufwärtsgerichteten Spitzen, unten in Blau eine goldene Weintraube, die rechts und links von je einer goldenen Ähre begleitet wird. Die Gemeindefarben Blau-Weiß-Gelb wurden bestätigt. Am 12. November 1998 beschloss der NÖ Landtag die Markterhebung der Gemeinde Hagenbrunn. Seit 2006 ist Hagenbrunn Teil der Kleinregion „10 vor Wien“. Im Jahr 2012 wurde mit der Errichtung eines Dorfplatzes als Gemeindezentrum begonnen. Dieser Dorfplatz wurde im Mai 2017 eröffnet und bildet seither das neue Zentrum des Orts. Rund um den Platz liegen die für eine Marktgemeinde notwendigen Einrichtungen: Gemeindeamt, Geschäfte, Veranstaltungssaal, Volksschule, Kindergarten, Arztpraxen, die Polizeiinspektion und zwei Banken.