Hoheneich


Gemeinde Hoheneich

Ortsgeschichte

Im nordwestlichen Waldviertel am linken Ufer der Braunau liegt die Marktgemeinde Hoheneich. Der Name leitet sich von „hohen Eichen“ ab. Entweder deutet er auf eine auffallend hohe Eiche – etwa eine mittelalterliche Bildeiche oder auf einen alten hochgelegenen Eichenbestand. Eichen gehörten in der Vergangenheit hier zum Waldbestand: So heißt einer der nördlichen Zuflüsse der Braunau noch heute „Eichelgraben“. Quellen berichten um 1659 vom Eichenbestand im Kirchenwald, ebenso 1809. Heute besteht die Marktgemeinde aus den Katastralgemeinden Hoheneich und Nondorf.

An der Nordgrenze der Rodungsherrschaft Kirchberg am Walde entstand der Ort vermutlich bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Zur Sicherung des bereits in prähistorischer Zeit genutzten Weges von Böhmen nach Osten, der hier die Braunau überquerte, errichteten Gefolgsleute oder Angehörige der Herren von Kirchberg hier ein „festes Haus“. Die erste urkundliche Nennung dafür findet sich allerdings erst im Jahr 1345, als ein Niklas von Hohenaich einen Hof zu Kirchberg mit Albert von Kirchberg tauschte. Nach Aussterben dieser Seitenlinie ging der Besitz an die Herren von Kirchberg über, das bis nach 1483 Bestand hatte. Noch unter den Hoheneichern wurde das alte feste Haus aufgegeben. Sitz der Herrschaft wurde die zum Adelssitz ausgebaute Hofmühle. Anstelle des festen Hauses wurde eine Kirche errichtet.

Die Pfarre Hoheneich war eine Tochterpfarre von Kirchberg am Walde. Die erste urkundliche Nennung als Pfarre erfolgte 1338. Bereits im Mittelalter entstand hier an der Marienkirche eine Wallfahrt. Während der Reformationszeit verfiel die Pfarre zusehends, 1540 wird sie als eingegangen bezeichnet. Trotzdem kamen noch immer katholische Wallfahrer nach Hoheneich.  Dies war der Herrschaft, die den Protestantismus unterstützte, ein Dorn im Auge. Dann aber ereignete sich 1621 das Wunder von Hoheneich: Als sich wieder einmal am Fest Mariae Geburt Pilger aus Böhmen der Kirche näherten, holte sich der evangelische Prediger vom Grundherrn Ernst von Kollonitsch die Erlaubnis , die Kirche fest zu verschließen. Man ließ „das Kirchentor inwendig aufs festeste verriegeln, verschließen und vermauern.“ Als sich nun die Prozession unter dem Absingen frommer Lieder dem Kirchentor näherte, öffnete sich die Tür auf wundersame Weise und die Wallfahrer konnten ungehindert in die Kirche einziehen. Ernst von Kollonitsch wurde durch dieses Wunder bekehrt und kehrte in den Schoß der katholischen Kirche zurück. Bis 1698 gehörte Hoheneich wieder zu Kirchberg am Walde.

Nach den Gräueln des Dreißigjährigen Krieges erlebte der Ort ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die im Verlagswesen betriebene Weberei. Wald wurde gerodet und parzelliert. In jedem Haus der hier angesiedelten Kleinhäusler stand ein Webstuhl. Der Verleger stellte das Rohmaterial und holten die fertige Ware ab. Der Ertrag des zu jedem Haus gehörigen Grundstücks reichte für eine Kuh und für Ziegen. Die Eichwälder lieferten Nahrung für die Schweine. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstand auf den Gründen des aufgelassenen Kirchteiches eine neue Siedlung: 66 Kleinhäusler bildeten eine eigene Gemeinde, die „Kleinhausgemeinde“ mit eigenem Richter.

1776 begann man mit dem Bau einer neuen Pfarr- und Wallfahrtskirche nach Plänen von Andreas Zach: Ein mächtiger Zentralbau mit einer Einturmfassade entstand. Die hölzerne Mirakeltür wurde neben dem Querarmportal eingebaut. 1778 fand die erste Weihe statt. Neben der Kirche steht die 1740 errichtete Hl. Grabkapelle als Abschluss des Kreuzweges von Kirchberg am Walde, der anlässlich der Hundertjahrfeier des „Wunders von Hoheneich“ errichtet worden war. Die Stifterin war Maria Franziska Gräfin Ranzau. Das Material der 14 Kreuzwegstationen stammte aus einem Hoheneicher Steinmetzbetrieb, der auch das Material für Stift Altenburg lieferte. Ende des 18. Jahrhunderts wurden mit Ausnahme einer Station alle Stationen abgerissen.           

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden im Ort Pulvermühlen errichtet. Wiederholt kam es in den Betrieben zu Explosionen, daher wurden sie 1894 bzw. 1914 aufgelassen. An der Straße nach Pürbach gab es eine Pechsiederei. Wegen wiederholter Brände wurde sie 1880 geschlossen. Im 19. Jahrhundert wurde die Heimweberei zunehmend durch Fabriken verdrängt. 1824 etablierte sich in der ehemaligen Steinmühle an der Mündung des Elexenbachs in die Braunau die k k. priv. Spinnfabrik Isnenghi & Zanetti, die allerdings bereits 1854 wieder verkauft wurde. 1870 erwarb die Wiener Firma Karl Backhausen & Co. den Betrieb und errichteten hier und in der Folge auch in der alten Glasschleiferei des Eugen Richter eine Produktionsstätte für Möbel- und Dekorstoffe. Neben neuen Fabriks- und Verwaltungsgebäuden wurden auch Wohnhäuser die Beamten errichtet: Die Backhausen-Kolonie entstand.    

1850 konstituierte sich Hoheneich mit 898 Einwohnern zu einer eigenen Gemeinde, die 1928 zum Markt erhoben wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte rege Bautätigkeit ein und zahlreiche Industriebetriebe siedelten sich an. 1960 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung dem Markt ein eigenes Wappen. 1971 kam es zur Zusammenlegung der Gemeinden Nondorf und Hoheneich.