Hohenruppersdorf


Gemeinde Hohenruppersdorf

Ortsgeschichte

Mitten im Hügelland des nordöstlichen Weinviertels liegt die Marktgemeinde Hohenruppersdorf, etwa gleich weit entfernt von Bad Pirawarth und Gaweinsthal. Untere und Obere Hauptstraße markieren die Erstreckung des ursprünglichen Linsenangers, der längst schon größtenteils verbaut ist. Am östlichen Ende liegt der erhöht gelegene Marktplatz mit der weithin sichtbaren Pfarrkirche.

Eine erste Besiedlung fand vielleicht schon im 10. Jahrhundert statt. Eine Neuanlage als Linsenangerdorf erfolgte während der Regierungszeit Herzog Heinrichs II. um 1170. In Urkunden des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz aus den 70er Jahren des 12. Jahrhunderts tauchen erste Nennungen auf: Ruprechtsdorff bzw. Roprehtdorf. Zwischen 1100 und 1200 war Ruppersdorf den Kuenringern untertänig. Dann wurde es landesfürstlich, das zeigen Urkunden, mit denen der Ort bzw. seine Einkünfte von den Habsburgern verpfändet wurden, etwa 1292 von Herzog Albrecht oder 1310 von Friedrich dem Schönen. Die Siedlung wurde 1324 mit landesfürstlichen Privilegien ausgestattet: Im Markt durften sich keine Adeligen niederlassen. Die Bürger des Marktes hatten das Recht, selbst den Richter zu wählen. Wollte ein Bürger sein Hab und Gut verkaufen, musste er es den Mitbürgern zum Kauf anbieten. Ein Pranger auf dem Marktplatz und ein Galgen in der Ried „Potschalen beim Galgen“ wurden errichtet. Hohenruppersdorf wurde in der Folge ein Landgericht. Eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für die Weiterentwicklung des Ortes bildete der Wald bei der Bierbaumleiten, den Herzog Albrecht IV. mit dem Holzbrief von 1383 dem Ort schenkte. Mit dem Überholz des Waldes betrieb die Gemeinde den Ziegelofen.   

In den folgenden Jahrhunderten hatten Kirche und Ort auch die Funktion als Fluchtort zu erfüllen. Wiederholt kam es zu Einfällen von Norden und Osten. 1460 besetzte Gamaret Fronauer die mit Mauern befestigte Kirche. 1463 verheerte Heinrich von Liechtenstein die Region. Da der Ort „ins Abnehmen und Verderben“ geraten war, verlieh Kaiser Maximilian 1494 dem Markt das Recht zwei Jahrmärkte abzuhalten, zu Cantate (4. Sonntag nach Ostern) und zu Matthäus (24. Februar). 1613 wurde ein neues Schenkhaus am Marktplatz errichtet. Neben den Räumen für die Gäste gab es bereits solche für Gemeindezwecke: Es gab eine Wohnung für den „Syndicus“ und den „Protocollisten“ sowie Räume für den Marktrichter und Rat. 1663 wurde Hochen Rueperstorf als Zufluchtsort bei Türkengefahr bestimmt. Die Osmanen blieben dem Ort zwar fern, aber 1705 überfielen die „ungarischen Rebellen“ den Ort und trieben das „Schaf- und Schweinevieh“ weg. Bei dem Versuch, ihnen das Vieh wieder abzujagen, kamen vier Bürger ums Leben. Während des 17. Jahrhunderts kam es mehrmals zu Ausbrüchen der Pest. Als 1679/80 wieder 68 Opfer zu beklagen waren, gelobten die Bewohner*innen eine Wallfahrt nach Mikulov (Nikolsburg) zur „gnadenreichen Mutter Gottes Maria Loretta“.   

Als 1749 die Bürger von Hohenruppersdorf wieder einmal ihren Beitrag zur Kriegsfinanzierung leisten sollten, beschlossen sie sich freizukaufen. Eine Summe von 48.000 Gulden war aufzubringen. Man verkaufte Holz und nahm Kredit auf. 1755 war der Betrag abbezahlt. Die Bürger waren „frei“. Hohenruppersdorf war wie viele andere Orte auch zu Einquartierungen von Soldaten verpflichtet. Die Eintragungen in das seit 1686 geführte „Soldaten=Buch“ dokumentieren die hohe Frequenz. Nahezu jährlich gab es Truppenteile zu versorgen. Stellten schon die kaiserlichen Truppen eine Belastung dar, so war die durch feindliche Truppen noch um einiges größer: 1805-1809 waren es französische Truppen, 1866 preußische.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die mächtige spätbarocke Pfarrkirche am östlichen Ende des Marktplatzes errichtet. Auf dem Kirchenplatz standen ursprünglich zwei Kirchen, eine romanische und eine gotische, der hl. Radegundis geweiht. Der Kirchenplatz war mit Mauern und Gräben umgeben. Eine Pfarre könnte schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstanden sein. In einer Urkunde des Jahres 1315 scheint als Zeuge „her H(aeinreich) pharrer uon Rupersdorf“ auf. Am 28. Dezember 1327 schenkte Friedrich der Schöne das Patronatsrecht auf Stillfried an die Kartause Mauerbach. Damit wurde auch Ruprechtsdorf der Kartause inkorporiert. 1513 stiftete die Bürgerschaft ein Benefizium zu „Allerheiligen“. Sie ließen den romanischen Karner abtragen und errichteten für den Benefiziaten eine Kapelle und eine Wohnung. Infolge der kirchlichen Reformen Kaiser Josephs II. musste die Allerheiligenkapelle als Nebenkirche gesperrt werden; die Pfarre verlor durch die Aufhebung der Kartause Mauerbach ihren Patron. Auf Ansuchen des Magistrats durfte das Vermögen des Benefiziums – 14.000 Gulden – für einen Kirchenneubau zur Verfügung gestellt werden. Auf den Grüften der Radegundiskirche und der Allerheiligenkapelle sollte der spätbarocke Neubau errichtet werden. Am 20. März 1788 wurde der Grundstein gelegt. 1790 war der Neubau fertiggestellt. 1880 stürzte der Turm ein und musste neu errichtet werden. Während des Zweiten Weltkriegs erlitt die Kirche schwere Schäden, die in den 50er Jahren behoben wurden.

Vermutlich bereits seit Errichtung der Pfarre gab es auch Schulunterricht. Das Amt des Schulmeisters und des Mesners lagen in einer Hand. Das alte Schulgebäude lag neben der Pfarrkirche. Das Ansteigen der Schülerzahl gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte allerdings einen Neubau erforderlich. Die vorüber gehende Benützung des frei gewordenen Benefiziatenhauses stellte nur eine Notlösung dar. 1808 wurde mit dem Bau begonnen. Etwa 100 Jahre später begannen die Verhandlungen um den Bau einer neuen Volksschule, da die alte Schule schon baufällig war. Am 25. September 1912 fand die Kollaudierung statt, und die Schüler*innen konnten ihre neue Schule in Besitz nehmen.   

Seit 1819 durfte Hohenruppersdorf zwei weitere Jahrmärkte abhalten, zu Maria Heimsuchung (2. Juli) und zu Thomas (21. Dezember). Zur Zeit Schweickhardts lebten in dem Markt 300 Familien mit 1489 Personen. Sie lebten vom Feld- und Weinbau. Der Viehstand belief sich auf 50 Pferde, 320 Kühe, 300 Schafe, 40 Ziegen und 300 Schweine. Die hohe Zahl der im Ort vertretenen Gewerbetreibenden unterstreicht die wichtige Rolle, die der Markt schon seit dem 16. Jahrhundert in der Region spielte. Neben den üblichen Handwerkern finden sich in der Aufzählung auch ein Uhrmacher, ein Kürschner und ein Handschuhmacher. Ausschlaggebend für den Wohlstand der Bürger*innen war der Weinhandel.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges lag Hohenruppersdorf mehrere Tage lang mitten im Frontgebiet. Mehrmals wechselten die Besatzer. 31 Zivilpersonen verloren ihr Leben. Über 120 Gebäude erlitten schwere Beschädigungen. Die Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren der Verbesserung der Infrastruktur gewidmet. Der Ausbau der Wasserleitung wurde fertiggestellt. Das Straßen- und Wegenetz ausgebaut und verbessert. 1961 wurde der Bau eines neuen Schulgebäudes in Angriff genommen. Das neue Rathaus konnte 1979 seiner Bestimmung übergeben werden. 2012-2014 wurde das Gemeindeamt umgebaut. Im ehemaligen Postamt wurde ein Marktarchiv eingerichtet.