Hürm


Gemeinde Hürm

Ortsgeschichte

Die junge Marktgemeinde Hürm liegt im Mostviertel, südlich von Loosdorf. Die Besiedlung des fruchtbaren Landes erfolgte schon früh. Davon zeugen Funde aus der Jungsteinzeit. Auch die Römer hinterließen ihre Spuren. In Hürm fand sich ein Grabstein aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Dieser wurde dem freigelassenen Sklaven Marcus Nammius Surio vom Patrizier Ulpius Speratus aus Aelium Cetium (St. Pölten) in Freundschaft gewidmet. In Hainberg (südlich von Hürm) wurden 1885 elf römerzeitliche Hügelgräber gefunden.

Das Umland von Hürm ist uraltes Siedlungsgebiet, was man an den von Personennamen abgeleiteten Ortsnamen deutlich erkennen kann, z.B. Arnersdorf (Arnolt), Diendorf (Tiemo), Harmersdorf (Hadmar) und Hainberg (Heimo). Die Erstnennung der Pfarre und damit des Ortes findet sich in einem Salbuch des Stiftes Göttweig (1072–91): ad rivum Huriwin (= am Bach Hürm, Hürmbach). Auch Kleinadelige nennen sich nach dem Ort Hürm, aber ein Ansitz ist nicht mehr auszumachen, möglicherweise handelte es um eine Burg-Kirchenanlage.

Die Pfarre unterstand als bischöflich-passauische Gründung dem Passauer Bischof. Hürm als Mutterpfarre besaß zunächst eine große Ausdehnung. Im Zuge von Neugründungen wurden im Lauf des 12. bis 14. Jahrhunderts Haunoldstein, St. Margarethen, Kilb und Loosdorf und die Vikariate St. Gotthard, Kirnberg und Mank abgetrennt. 1365 übertrug Bischof Albrecht von Passau die Pfarre dem Augustiner-Chorherrenstift St. Pölten, das bis zu seiner Aufhebung 1784 Pfarre und Herrschaft innehatte. Die gotische Kirche wurde 1529 durch osmanische Truppen zerstört. Erst 1545 wurde sie vom Passauer Bischof neuerdings geweiht. 1679 wütete die Pest auch in Hürm.    

Mit der Aufhebung des Augustiner-Chorherrenstiftes verlor Hürm auch seine Herrschaft. Der Grundbesitz ging in das Eigentum des Religionsfonds über (heute Bundesforste). Während der napoleonischen Kriege zogen 1805 und 1809 französische Truppen durch den Ort. 1809 wurden der Kirchturm, das Schulhaus und einige Häuser des Ortes durch Brandlegung von marodierenden Soldaten zerstört.

Mit der Errichtung der Kaiserin-Elisabeth-Bahn (Westbahn) und der Schmalspurbahn Ober-Grafendorf–Gresten wurde Hürm ans Bahnnetz angeschlossen. 1866–1868 wurde die Straße Loosdorf—Hürm—Kilb neu angelegt und der Ort kanalisiert. Die immer wiederkehrenden Überschwemmungen durch den Hürmbach führten noch vor dem Ersten Weltkrieg zu einer Bachregulierung. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1938 wurden Hürm, Inning, Hainberg und Siegendorf zur Gemeinde Hürm zusammengelegt. 1945 löste sich der Gemeindeverbund wieder auf. In den Jahren 1967–71 wurden sie wieder zur Großgemeinde Hürm zusammengeführt. Mit Bescheid vom 14. September 1999 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung Hürm ein Gemeindewappen: Über blauem Wellenschildfuß, darin zwei silberne Wellenfäden, vorne in Grün ein achtspeichiges goldenes Rad, die schrägen Speichen belegt mit vier auswärts gerichteten goldenen Ähren, hinten in Silber ein aufgerichteter roter Wolf. Die Markterhebung erfolgte 2000.