Kottingbrunn


Gemeinde Kottingbrunn

Ortsgeschichte

Die Gegend von Kottingbrunn hat eine bis in die ersten vorchristlichen Jahrunderte zurückreichende Siedlungstradition. Im Mittelalter hieß der Ort „Brunn" (Prunn), der Name „Kottingbrunn" ist erst ab 1576 nachweisbar. Die Vielzahl gleichnamiger Orte erschwert für das Mittelalter die Zuweisung urkundlicher Nennungen. Ob sich ein Anshelmus de Prunnen (1114) und ein Weingarten bei Prunnin (1120) auf Kottingbrunn beziehen, lässt sich daher nicht mit letzter Sicherheit sagen.

Um 1268 erscheint ein Ritter Dietrich von Prunn, von ca. 1327 bis 1375 waren die Stuchsen Besitzer der vermutlich im 13. Jahrhundert errichteten Wasserburg. Seit 1355 besteht in Kottingbrunn eine Pfarre. Den Stuchsen folgten die Pottendorfer, die 1469 die Herrschaft an Ruprecht Kreutzer, Pfleger auf Rauhenstein, verkauften. In den Ungarnkämpfen Ende des 15. Jahrhunderts wurden Ort und Burg zerstört. Kreutzer, der vermutlich nicht in der Lage war, die Schäden zu beheben, übergab den Besitz 1503 an seinen Schwiegersohn Gandolf von Kienburg, dessen Nachkommen bis Anfang des 17. Jahrhunderts Eigentümer blieben.

Die Wasserburg wurde wieder aufgebaut und hielt den Angriffen der Osmanen 1529 stand. In der Folgezeit kam es zu häufigem Besitzwechsel, als Schlossherren erscheinen unter anderen die Lamberg, die Colloredo, die Dietrichstein und die Batthyány-Strattmann. Nach der Zerstörung der Burg durch die Osmanen im Jahr 1683 ließ Graf Franz Sigmund von Lamberg ein modernes Jagdschloss errichten, dessen Gestalt im Wesentlichen bis heute erhalten blieb. Das prächtige Schloss Kottingbrunn ist eines der charakteristischsten Wasserschlösser im Viertel unter dem Wienerwald. Schloss und Wirtschaftshof sind jeweils von einem wassergefüllten Ringgraben umgeben. Das prächtige Schloss Kottingbrunn ist eines der charakteristischsten Wasserschlösser im Viertel unter dem Wienerwald. Schloss und Wirtschaftshof sind jeweils von einem wassergefüllten Ringgraben umgeben.

In der Zeit der Industrialisierung wurde aus der Agrargemeinde Kottingbrunn ein Industrieort. Der 1803 fertiggestellte Wiener Neustädter Kanal ermöglichte eine kostengünstige Beförderung von Kohle, Rohstoffen und Fertigprodukten. 1819 erwarb der Industrielle Peter Ritter von Bohr das Gut Kottingbrunn, seine Söhne gründeten 1820 eine Bleiröhren- und Plattenfabrik. Bohr, der sich für Kottingbrunn als innovativer Unternehmer erwies, wurde in einem Aufsehen erregenden Prozess wegen Bankknotenfälschung verurteilt.

Durch die Eröffnung der Südbahn 1842 wurde die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes weiter beschleunigt. Den größten Aufschwung brachte aber die Errichtung einer Pferderennbahn durch den Jockey-Club, der 1894 das Schloss erworben hatte. Der Ort wurde nun von der vornehmen Wiener Gesellschaft besucht; die Einnahmen ermöglichten den Ausbau der Infrastruktur der Gemeinde. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der Rennbetrieb stark eingeschränkt und kam nach dem Brand der Kaisertribüne 1915 schließlich zum Erliegen.

Die Zwischenkriegszeit, besonders nach 1930, brachte enorme Arbeitslosigkeit. Bei 2300 Einwohnern hatte Kottingbrunn 600 Arbeitslose. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten schwere Luftangriffe den Flugplatz und forderten auch Tote unter der Zivilbevölkerung. Nach Kriegsende waren alle Betriebe zerstört oder ausgeräumt. Das Schloss, seit 1932 im Besitz der Familie Weiß, kam als deutsches Eigentum unter USIA-Verwaltung und wurde erst 1957 den Besitzern wieder zurückgestellt.

Durch Ansiedlung zahlreicher Betriebe gelang in der Folgezeit der Wiederaufbau. Für die geleistete Aufbauarbeit erhielt die Gemeinde im Jahr 1974 das Marktrecht; mit Bescheid vom 2. Juli 1974 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein  Wappen: In einem blauen Schild, zwei gekreuzte silberne Türkenschwerter, aus denen rotgoldene Flammen emporschlagen und die ein goldenes Zahnrad umschließen; über den Schwertgriffen zwei goldene Weinblätter. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Blau-Weiß-Gelb wurden genehmigt.. Das Wasserschloss wurde 1981 von der Familie Jezek erworben und ist seit 1991 im Besitz der Marktgemeinde Kottingbrunn.