Kürnberg


Gemeinde Sankt Peter in der Au

Ortsgeschichte

Die auf dem gleichnamigen Berg gelegene Kirchsiedlung Kürnberg gehört heute als Ortschaft und Katastralgemeinde (unter dem Namen Kirnberg) zum nordöstlich gelegenen Markt St. Peter in der Au.

Nachrichten über die Gründungsgeschichte der Ansiedlung sind nur spärlich überliefert. In einer 1264 datierten Urkunde vermacht Gundackar von Starhemberg u.a. Landgüter am Kürnberg (prediala mea scilicet residentias nouem uirorum in Chvrnperch cum silua) dem Stift Garsten. Die anlässlich einer Grabung 1996 zu Tage gekommenen Fundamente einer romanischen Saalkirche sprechen für eine Besiedlung, die ins 11./12. Jahrhundert zurückreicht. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert erfolgte ein Umbau der romanischen Chorquadratkirche: Ein gotischer Chor wurde angebaut, das Langhaus nach Westen verlängert und der Turm im Süden errichtet.

Die Kirche in Kürnberg war zunächst eine Filiale von Weistrach, im 14. Jahrhundert dann ein Vikariat der Pfarre Behamberg. Im Ramingtal, das im Süden die Grenze bildet, siedelten sich schon früh Gewerbe an, die die Wasserkraft des Baches nutzten – Schmieden und Mühlen. Ordnungen der Klingenschmiede von Raming-Dambach sind seit dem 16. Jahrhundert überliefert. Die älteste Mühlenordnung ist jüngeren Datums; sie entstand 1576. In 30 Paragraphen regelte sie Rechte und Pflichten ihrer Mitglieder. Heinrich Stammgasser, Vikar in Kürnberg, berichtet, dass die Schmiedeinnung zu seiner Zeit (1874) ihren Stammtisch im Gasthof Berndl-Taverne hatte. Sie besaßen zwei Gewerksschilder  und zwei Becher. Der zinnerne Innungsbecher stammte aus dem Jahr 1706, der versilberte Willkomm war mit Münzen aus den Jahren 1755–1831 behängt.

Die Reformation wirkte sich in Kürnberg erst spät aus: 1625 musste der katholische Geistliche einem evangelischen Prediger weichen. Ab 1666 wirkte wieder ein katholischer Priester in Kürnberg. Nach einem Brand erhielt die dem Apostel Jakobus dem Älteren geweihte Kirche in den Jahren 1771–1784 ihr heutiges Aussehen. Die Empore entstand in neobarocken Formen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die einheitlichen Gewölbemalereien sind ein Werk des Melker Malers Rupert Lorenz, der 1909 die Szenen aus dem Marienleben im barocken Stil schuf. Den Hochaltar schmückt ein Altarblatt mit einer Darstellung der Hl. Familie – 1788 datiert und signiert von Franz Xaver Gürtler, einem in Steyr ansässigen Maler. Die Kanzel entstand ein Jahr später. Die Seitenaltäre sind neobarock. Während der napoleonischen Kriege wurde die Kirche 1809 geplündert.

Schulpflichtige Kinder wurden zunächst im Mesnerhäusl unterrichtet. Die Baufälligkeit des Gebäudes war Grund für einen 1781 fertiggestellten Neubau, der selbst nach einem Anbau nicht allzu groß war. Stammgasser liefert uns eine Beschreibung der vorhandenen Räumlichkeiten, die aus einem Lehrzimmer, 3 Wohnzimmer sammt Küche und einigen nothwendigen Nebenräumen bestanden. Da die Zahl der schulpflichtigen Kinder auf 150 und 200 angestiegen war, wurde um 1871 ein neuer Schulbau errichtet. Die SchülerInnnen kamen aus den weit verstreut liegenden Gehöften, die zu Kürnberg gehörten.

Der Ortskern selbst blieb klein: Schweickhardt in seiner Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens (1838) berichtet von einem Pfarrdorf von 13 Häusern, dessen nächste Poststation Steyr war. Es lebten hier 16 Familien mit 16 Familien. Sie betrieben eine Landwirtschaft – Schweickhardt nennt sie Waldbauern. Rund um die Kirche gab es einen Krämer, zwei Gastwirte, einen Schneider, einen Schuster und einen Weber. Zu Kirnberg gehörten noch zahlreiche kleine Weiler und Rotten.  

Mit der Aufhebung der Grundherrschaft konstituierte sich nach 1848 die Gemeinde Kürnberg. Am 12. Oktober 1858 folgte die Erhebung zur Pfarre. Das Repräsentationsrecht (Recht einen Pfarrer vorzuschlagen) blieb aber bis 1934 bei der Pfarre Behamberg. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden 1922 Teile des Gemeindegebietes der neu gegründeten Gemeinde Ertl zugeschlagen.

Mit der 1965 im Niederösterreichischen Landtag beschlossenen neuen Gemeindeordnung sollten sich kleinere Gemeinden zu Großgemeinden zusammenschließen, um so besser ihren Aufgaben gerecht zu werden. Für Kürnberg boten sich zwei Möglichkeiten an: eine Angliederung an Behamberg oder an St. Peter in der Au. Bei der entscheidenden Sitzung des Gemeinderates im November 1970 brachte erst die zweite Abstimmung eine Entscheidung für St. Peter in der Au – eine Stimme entschied.