Lichtenegg


Gemeinde Lichtenegg

Ortsgeschichte

Die Gemeinde Lichtenegg liegt auf einer Hochfläche in der Buckligen Welt und umfasst heute zwanzig Ortschaften. In Urkunden scheint der Ortsname erstmals 1252/62 als de Lihteneck auf und bezeichnet einen „der Sonne ausgesetzten (hellen, lichten) Geländevorsprung“. Der Name geht auf die Zeit der Rodungen in der ersten Besiedlungsphase zurück.

Um 860 erhielt das Kloster Kremsmünster durch Schenkung Teile des Gebietes zwischen Spratz- und Thalbach. Allerdings sind aus dieser Zeit keine Besiedlungsspuren erhalten. Seit dem 12. Jahrhundert setzte dann eine strategisch geplante Kolonisation der Gegend ein, die das oberösterreichischen Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg einleitete. Ein Leutold de Lihteneck ist für die Zeit von 1252–1255 urkundlich nachweisbar. Von Bromberg ausgehend ließen die Lichtenegger ihr Gebiet urbar machen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts trat in Lichtenegg bereits ein Vikar namens Ulrich auf. Die Bevölkerung musste für seinen Unterhalt aufkommen. Später entwickelte sich ein jahrhundertelanger Streit (von 1336 bis mind. 1817) um den Zehent der Kirche von Lichtenegg. Für das Jahr 1503 verzeichnete das Urbar der Pfarre Bromberg zwölf Gehöfte, darunter zwei Mühlen. Im 18. Jahrhundert entstanden die ersten gemauerten Bauernhöfe.   

Leicht erhöht, westlich der Hauptstraße liegt die dem hl. Jakobus den Älteren geweihte Kirche, eine im Kern romanische Wehrkirchenanlage mit quadratischem Chorturm. Der Kirchhof, der bis 1828 als Friedhof diente, ist noch heute teilweise von Wehrmauern umgeben. Der erste Kirchenbau muss noch vor 1282 entstanden sein. Anfang 15. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zur Wehrkirche. Der Turm wurde erhöht und das Wehrgeschoss über dem Langhaus ausgebaut. In dessen Nordwestecke befindet sich noch heute ein Backofen. Das Dachwerk konnte dendrochronologisch auf 1405 datiert werden. Der Chor wurde im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts eingewölbt. Im Chor befinden sich Wandmalereien aus der Zeit um 1400. Die Kirchhofanlage wurde im 16. Jahrhundert angelegt und 1683/84 ausgebaut; an den Ecken wurden vier Rundbastionen errichtet. Das Bruchsteinmauerwerk weist noch Schießscharten und Balkenlöcher eines Wehrganges auf.    

1848 erwarb der Schweizer Arzt, Naturforscher, Sprachwissenschafter und Reiseschriftsteller Johann Jakob von Tschudi den Jakobshof. Er lebte bis 1889 in Lichtenegg. Mit „Fauna Peruana“ und „Antiquitades Peruanas“ verfasste er zwei Standardwerke über Südamerika. Noch heute ziert den „Tschudihof“ ein Holzbalkon in peruanisch-schweizerischer Art. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 entstand 1854 die Ortsgemeinde Lichtenegg mit 120 Häusern und 1.455 Einwohnern. Im Kirchweiler Kaltenberg  errichtete man ab 1875 anstelle der karolingischen St. Oswald- und Radegundiskapelle die Wallfahrtskirche Maria Schnee. Stifterin war Antonia Winter, nachmalige Baronin de Rochepin. Der Kirchenbau greift den Formenschatz barocker Wallfahrtskirchen auf. Mit dem Bau der Aspangbahn ab 1880 wurde die Region als Sommerfrische entdeckt. In der Zwischenkriegszeit wurde ein kleines Turbinenkraftwerk errichtet, das den Ort mit Strom versorgte (1926). Eine elektrische Straßenbeleuchtung erhielt der Ort 1937. Nach der Volksabstimmung 1938 und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten kam es im Ort zu einer Bücherverbrennung, der Teile der Bibliothek des Pfarrhofes zum Opfer fielen. Am 31. März 1945 marschierten Truppeneinheiten der Roten Armee in Lichtenegg ein. Bereits am 15. April 1945 tagte der provisorische Gemeinderat.

Die kommenden Jahre waren vom technischen Fortschritt geprägt. Im Oktober 1951 feierte die Bevölkerung in der Wallfahrtskirche Maria Schnee das große Licht- und Erntedankfest. Die Technisierungswelle setzte ein. In den landwirtschaftlichen Betrieben wurde menschliche Arbeitskraft durch Maschinen ersetzt. Bis in die 70er Jahre wurde das Straßennetz ausgebaut bzw. verbessert. Lichtenegg erhielt ein neues Schulhaus und eine eigene Hauptschule. Der Hauptschulsprengel umfasste nun auch die Gemeinde Hollenthon. 1985 wurde die Musikschule Lichtenegg-Hollenthon gegründet. Im Ortszentrum wurde 1986/87 anstelle der alten Schule das Gemeindezentrum errichtet.

Mit Bescheid vom 5. Mai 1987 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In einem von Silber auf Grün im Tannenschnitt erhöht geteilten Schild eine silberne Kirche mit linksstehendem Turm, schwarzen Fenstern und schwarzen Dächern. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Grün-Weiß wurden genehmigt.