Nöchling


Gemeinde Nöchling

Ortsgeschichte

Das kleine Yspertal abwärts auf einer Hochfläche mit herrlicher Weitsicht liegt der Ort Nöchling. Zum Gemeindegebiet gehören heute die Ortschaften Artneramt, Baumgartenberg, Freigericht, Gulling, Mitterndorf, Niederndorf und Nöchling.

Das Gut Nochilinga wurde dem bayrischen Herzog Heinrich von Kaiser Otto III. im Jahre 998 für dessen Hilfe und Unterstützung bei der Niederwerfung eines Aufstandes in Rom geschenkt. Es bezeichnete das Gebiet zwischen Donau, Yspertal und dem Tal des Sarmingbaches. Der spätere Kaiser Heinrich II. brachte das Gut der hochfreien Familie der Sempt-Ebersberger ein, die es mitsamt Persenbeug im 11. Jahrhundert den Babenbergern vererbte. Agnes von Ungarn, die Tochter König Albrechts II. erhielt nach 1301 die Grafschaft Weitenegg mit Persenbeug und Nochilinga als Witwengut. Nach deren Tod übertrug Herzog Rudolf IV. die Güter an die Allerheiligenpropstei bei St. Stephan zu Wien, die 1368 zugunsten des Landesfürsten verzichtete. In der Folge verblieb das Gebiet in landesfürstlichen Besitz und wurde von Ysper und Rorregg bzw. von Persenbeug aus verwaltet, allerdings diente es häufig als Pfandgut. Eine weitere urkundliche Erwähnung von Nochlingen findet man in der Weiheurkunde des benachbarten St. Oswald aus dem Jahr 1160.

Die dem Apostel Jakobus den Älteren geweihte Kirche wurde auf einer Anhöhe im Osten des heutigen Marktplatzes als Vikariat der Mutterpfarre St. Oswald errichtet. Die Neubestiftungen seit 1681 durch den Herrschaftsinhaber Leopold Karl Graf Hoyos machten eine Erhebung zur Eigenpfarre möglich. Vom spätgotischen Bau sind nur mehr der Chor und der Turm erhalten. Das Langhaus und die Westfassade wurden um 1840 in biedermeierlichen Bauformen erbaut. Die Aufbauten des Hochaltares und der Seitenaltäre stammen aus der Barockzeit. Ergänzt wird die Ausstattung durch Gemälde aus der Bauzeit des Langhauses.

Zur Zeit der Hussitenkriege (1428-1432) wurde Nöchling schwer heimgesucht. Um 1530 wurde an der Mündung des Ysperflusses ein Bollwerk gegen die Osmanengefahr errichtet. 1710 entstand durch einen Blitzschlag ein Großbrand: die Kirche, der Pfarrhof, die Schule und die meisten Häuser wurden zerstört. Laut Steuerliste gab es im Nöchlinger Amt 1741 einen Bäcker und Wirt, zwei Weber, zwei Schneider, sowie einen Zimmermann und einen Fleischhauer. 1805 hatte die Bevölkerung unter Einquartierungen und Plünderungen französischer Truppenteile zu leiden.

Obwohl Nöchling seit dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts marktähnliche Rechte besaß, wurde die Gemeinde erst 1842 durch Kaiser Ferdinand I. offiziell zum Markt erhoben. Die Jahrmärkte fanden am 24. April (Georgi), 25. Juli (Jakobi) und 14. September (Kreuzerhöhung) statt. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft konstituierte sich 1850 die Gemeinde Nöchling durch Zusammenschluss der Ortsteile Baumgartenberg, Gulling-Amt, Hirschenau, Mitterndorf mit Freigericht, Nöchling-Amt und Nöchling-Markt.

1876 und 1885 kam es wieder zu größeren Bränden in der Marktgemeinde. Die heutige Landesstraße, welche die erste Hauptverbindung vom Yspertal über Niederndorf, Mitterndorf nach Nöchling darstellte, wurde 1890 fertiggestellt. Die Verbindung von Hirschenau nach Nöchling war erst 1900 verkehrsbereit. 1903 wurde eine Wasserleitung gebaut, die zum Teil heute noch in Verwendung ist. 1923/24 wurde am Oberlauf der kleinen Ysper ein Elektrizitätswerk errichtet, das 1925 seinen Betrieb aufnahm und das Leitungsnetz bis Nöchling erweiterte. Der schon 1911 gegründete Verschönerungsverein für Nöchling und Umgebung errichtete 1928 ein „Volksbad“. Während des Zweiten Weltkriegs richtete man in Nöchling ein Lager für französische Kriegsgefangene ein, die auf den Bauernhöfen zur Arbeit eingesetzt wurden.

Mit Bescheid vom 13. Februar 1979 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Marktgemeinde ein Wappen: Ein roter, durch einen silbernen Pfahl gespaltener Schild, belegt mit einem aus grünem Schildesfuß emporwachsenden grünen Laubbaum mit naturfarbenem Stamm. Die Gemeindefarben Rot-Weiß-Grün wurden genehmigt. Der Baum des Wappens symbolisierte die uralte Linde am Marktplatz, die 2008 leider gefällt werden musste.