Oberwaltersdorf


Gemeinde Oberwaltersdorf

Ortsgeschichte

Östlich von Baden, zu beiden Seiten der Triesting liegt die Marktgemeinde Oberwaltersdorf. Die Gegend war einst ein Stiftsgut des Benediktinerklosters Göttweig. Erstmals scheint es als Waltrich(i)sdorf 1108 in den klösterlichen Urkunden auf. Der Ortsname dürfte sich vom Personennamen „Waltrich“ ableiten. Seit 1437 verfügte Oberwaltersdorf über das Marktrecht. In diesem Jahr verlieh Herzog Albrecht V. auf Bitten des Hans von Ebersdorf den Leuten zu Baltharsdorf einen Jahrmarkt nach dem Jacobi-Tag. Der Gerichtsstein (Urteilsstein) beim Schloss zeugt von der Ausübung der Gerichtsbarkeit.

Der älteste urkundliche Beleg für die Pfarrkirche Hl. Jakobus der Ältere stammt aus dem Jahr 1252. Sie wurde vermutlich schon im 12. Jahrhundert als Filiale der Melker Stiftspfarre Traiskirchen gegründet. In der Folge wurde sie eine Filiale von Baden. 1312 wurde sie eine eigenständige, dem Stift Melk inkorporierte Pfarre, 1693 wurde sie passauisch und 1784 eine landesfürstliche Patronatspfarre. Ein Schulhaus neben der Kirche ist für 1614 nachweisbar.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts (1628) erwarb Johann Balthasar I. von Hoyos die Herrschaft Oberwaltersdorf, die ursprünglich ein einfaches Bauerngut war, das im Laufe der Zeit zu einem Gutshof und Herrensitz ausgebaut wurde. Kriege, Seuchen und Missernten begleiteten die bäuerliche Bevölkerung über Jahrhunderte auf Schritt und Tritt. 1769 wurde die erste Kartoffel gesetzt.

Die Industrialisierung setzte schon früh ein. Die erste Fabrik – eine Spinnfabrik – gründeten 1818 die Gebrüder Gradner und Anton Girardoni. Ein Jahr später ging sie in Betrieb. 1869 ging sie in den Besitz Josef Poschons und Söhne über. Eine Papierfabrik entstand 1821 aus der herrschaftlichen Mühle. Ab 1912/13 dienten Teile davon an Atelier und Wohngebäude für Broncia Koller. Den Zubau führte Josef Hoffmann aus. Durch die Industriebetriebe erlebte der Ort einen raschen Bevölkerungszuwachs; mehrere Vereine und die Freiwillige Feuerwehr (1872) wurden gegründet. Mit dem Bau der Aspangbahn wurde der Ort ab 1881 in das Bahnnetz eingebunden.

Bereits 1923 wurde die Triesting im Ortsbereich reguliert und 1927 die wichtigsten Gemeindestraßen mit Kopfsteinpflaster versehen und somit staubfrei gemacht. Die zu Ende des Zweiten Weltkrieges von SS-Truppen gesprengte Triestingbrücke wurde 1946 wieder aufgebaut, ebenso eine weitere kleine Brücke, die sogenannte Schafbrücke.

Ein Marktwappen wurde Oberwaltersdorf 1970 verliehen: Es zeigt in einem goldenen Schild eine schräggestellte blaue Spitze. Diese wird von einer steinernen roten Brücke überspannt, aus der ein zinnenbekrönter roter Turm aus Steinquadern emporragt.

Das im Westen des Ortes gelegene Schloss Oberwaltersdorf war vor der Mitte des 13. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Eckartsau. In der Folge wechselten die Besitzer häufig. 1898 verkaufte Karl Fürst von Trautmannsdorff Gut und Schloss Oberwaltersdorf an Prinzessin Esperance und Prinz Alexander zu Solms-Braunfels. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb 1920 der aus Ungarn kommende Oskar Willheim den gesamten Besitz. 1945 wurde das Schloss devastiert. Frank Stronach erwarb 1994 das Schloss mit Gutshof, Brennerei und den landwirtschaftlichen Gebäuden. Das Schloss wurde wiederhergestellt. Teile wurden für die Errichtung der Magna-Europazentrale, eines Golfplatz mit Clubrestaurant und Tennishalle sowie der Wohnsiedlung Fontana abgetragen. Bis 2013 befand sich in Oberwaltersdorf die Europa-Zentrale der Magna Holding AG.