Petzenkirchen


Gemeinde Petzenkirchen

Ortsgeschichte

Petzenkirchen liegt auf einer Anhöhe der breiten Talaue der Erlauf im fruchtbaren Alpenvorland. Die Gegend wurde schon seit der Steinzeit von Menschen besiedelt. Sie lebten anfangs von Fischfang  und Jagd, später von Ackerbau. Gelochte und ungelochte Steinbeile belegen diese Periode, ein wertvolles Flachbeil die Kupferzeit und römische Fundstücke und Denkmäler eine römische Besiedelungsepoche. Der Ortsname leitet sich von einer Kirche ab, die nach einem Mann namens Pez(z)o benannt ist. Pez(z)o könnte eine Kurzform von Berengar sein. Dieser Name wiederum stellt eine Verbindung zu Bischof Berengar von Passau (1013–1045) her, der als Gründer der Stephanskirche in Petzenkirchen angenommen wird.

Gefälschte Urkunden führen den Passauer Besitz an der Erlauf (ad Erlawam) schon auf Karl den Großen zurück. Für 1159 belegt eine Urkunde die Übertragung der bischöflichen Eigenkirche Pezinchirchen mitsamt allen Nutzungsrechten (bis 1803) an das Passauer Domkapitel. Das ursprüngliche Pfarrgebiet war riesengroß und reichte von den Voralpen bis ins südliche Waldviertel. Nach Abtrennung von Tochterkirchen um 1100 (Pöchlarn und Steinakirchen) wurden um 1160 die Pfarren St. Oswald und Marbach ausgegliedert, im 12. Jahrhundert dann die Pfarren Gottsdorf und Ybbs und im 13. Jahrhundert die Pfarre Ferschnitz. Der Pfarre Petzenkirchen blieben nur mehr das Vikariat Purgstall und der Großteil von Wieselburg.

Ein Daniel von Petzenkirchen erscheint erstmals 1285 in einer Urkunde. Im 14. Jahrhundert – 1364 – wird ein Franz Hager als Inhaber der Herrschaft genannt – vermutlich Ritter Hans Hager zu Petzenkirchen, der 1367 eine Urkunde unterzeichnete. Im 15. Jahrhundert gehörte Petzenkirchen zur Herrschaft Purgstall. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der Ansitz als gebrochenes Schloss bezeichnet. In den folgenden Jahrhunderten wechselten mehrfach die Besitzer. 1823 erwarb schließlich Kaiser Franz I. das Schloss für den Patrimonialfonds. Heute ist die Republik Österreich Schlossbesitzer; das Gebäude beherbergt die Bundesanstalt für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt sowie Pflanzenzucht mit Versuchsstellen.

Im 16. Jahrhundert war Petzenkirchen protestantisch, und die Pfarre mit einem lutherischen Prädikanten besetzt. Der protestantische Vogt Graf von Auersperg zu Purgstall ließ an die Kirche einen Trakt als evangelisches Bethaus anbauen. An den Bauernaufständen (1596/97) beteiligten sich einige Petzenkirchner, die beim Kampf um St. Pölten ihr Ende fanden. 1683 kamen bei den Einfällen der Osmanen 115 Personen ums Leben und 607 wurden verschleppt. Auch zur Zeit der Franzosenkriege litt die Bevölkerung stark; sie musste Lebensmittel und Pferde zur Verfügung stellen. Am 15. August 1859 verheerte ein Großbrand den Ort: die Schule, der Pfarrhof und weitere dreizehn Häuser fielen ihm zum Opfer. Mit dem Bau der Erlauftalbahn, die von Pöchlarn nach Kienberg-Gaming führt, erhielt Petzenkirchen eine Haltestelle, die 1877 eröffnet wurde.

Bis 1911 wurden auf der Erlauf jeden Frühling bis zu 60.000 Festmeter Holz für die Hauptstadt Wien geflößt. Zwischen 1950 und 1955 wurde die Wasserversorgungsanlage weiter ausgebaut, ein Hochbehälter und ein Tiefbrunnen errichtet sowie das Straßenbeleuchtungsnetz vollständig erneuert. Die Straßen wurden staubfrei gemacht, das Ufer der Erlauf verbaut und weitere Häuser errichtet. Die Verbesserung der Infrastruktur, die Zunahme der Wohnbevölkerung sowie ihre Ausstattung mit wirtschaftlichen Betrieben führte schließlich zur Markterhebung mit Beschluss des NÖ Landtages vom 21. April 1977. Ein Gemeindewappen hatte Petzenkirchen bereits mit Beschluss der Landesregierung vom 4. Juli 1967 erhalten: In einem, an beiden Schildrändern von einem roten Pfahl begrenzten goldenen Schild ein schwarzer, einem blauen Dreiberg nach rechts schreitender, rotbezungter und bewehrter Bär, ein silbernes rotbedachtes Kirchengebäude in den Pranken haltend.